Rezension

Elfen in Frankreich und Italien

Das Leben der Elfen - Muriel Barbery

Das Leben der Elfen
von Muriel Barbery

Zwei Mädchen, die in verschiedenen Ländern aufwachsen: Maria, ein Findelkind, lebt in einem Dorf im Burgund, ist der Natur und den Tieren besonders verbunden, versteht deren Sprache. Clara, die als Waise im Haushalt eines Pfarrers in den Abruzzen aufgenommen wurde, spielt, einem Wunder gleich, bezaubernd Klavier. Sie wissen nichts voneinander - bis Elfen es bewirken, dass sie einander kennenlernen. Ihnen könnte es gelingen, die Verbindung der Menschen mit den Elfen und die Harmonie zwischen Himmel und Erde wiederherzustellen. Denn es droht Krieg und eine böse Macht rüstet sich. Ein einzigartiger und überraschender Roman, eine Parabel auf die Schönheit der Natur und Kunst, ein Appell, um das zu kämpfen, was den Menschen ausmacht: die Liebe und die Poesie. (von der dtv-Verlagsseite kopiert)

Versuch einer Annäherung (aus Gründen, die ich unten angebe, kann ich diesen Text nicht "Rezension" nennen:
Das Buch habe ich „blind“ bestellt, weil mir die beiden ersten Bücher der Autorin sehr gut gefielen, „Die Eleganz des Igels“ war mein Buch des Jahres 2008. In beiden Romanen spielt sich sehr viel in den Köpfen der Protagonisten ab, aber sie sind auf realem Boden angesiedelt.
Dasselbe erhoffte ich mir trotz der Elfen von diesem Roman.

Doch er lässt mich mit mehr Fragen als Antworten zurück. Ob ich ihn verstanden habe, bezweifle ich.

Die Schicksale der beiden Mädchen, die unabhängig voneinander aufwachsen und leben, sind miteinander verwoben; sie nehmen, vor allem im letzten Drittel, Anteil aneinander und kommunizieren auf eine eigentümliche Art miteinander … über Hunderte von Kilometern hinweg können sie Blicke in die Situation der anderen werfen, miteinander sprechen und sich gegenseitig unterstützen.

Dennoch: Dies ist kein Fantasy-Roman. Auch wenn von Elfen die Rede ist, deren Funktion verschwommen bleibt. Auf jeden Fall sind sie es, die den Lebensweg der beiden Mädchen beeinflussen und sie auf einer anderen Ebene als der realen zusammen bringen.

Es geht um einen Krieg. Das Dorf, in dem Maria lebt, wird von einer feindlichen Macht angegriffen – von Fronten in Form von Nebel ist die Rede, von Unwettern als Waffen, von Zerstörung und Tod durch nicht fassbare Gewalten. Es scheint nicht der erste Krieg dieser Art zu sein, denn immer wieder ist die Rede von Toten und Verwundeten aus dem letzten Krieg. Geht es um einen konkreten Krieg, einen konkreten Feind?
Oder um die Idee eines Feindes?

Hier Maria, das Bauernkind aus Burgund, dort Clara, die Klaviervirtuosin in Rom – vereinen sich Natur und Kultur, das dem Menschen gegebene und das vom Menschen gemachte, mit den Elfen als Brücke, gemeinsam gegen einen Feind? Und wenn Ja, wer ist er?
Schlägt die Natur zurück und wehrt sich gegen Raubbau und Ausbeutung?
Hat der Kampf eine religiöse Komponente?
Maria, die sich zu den Kommandanten gesellt, auf deren Wort gehört wird: Greift Barbery das urfranzösische Motiv der Jeanne d’Arc auf?
Phantasiere ich mir Deutungen zurecht? Oder ist das Buch als Allegorie verfasst, für die unzählige Deutungen möglich sind?

Ein Wort zur Sprache (sogar hier bin ich unentschlossen): Manchmal erfreuen den Leser poetische Bilder, manchmal begegnen ihm mit Metaphern und Symbolen überfrachtete Sätze.

Entweder ist das Buch ein sehr poetisches Märchen. Oder eine kitschig-sentimentale Story mit Fantasy-Elementen.