Rezension

Ein netter Ausflug in das kleine Bücherdorf, wenn auch weniger „buchig“

Das kleine Bücherdorf: Frühlingsfunkeln -

Das kleine Bücherdorf: Frühlingsfunkeln
von Katharina Herzog

Bewertet mit 2 Sternen

Mit „Winterglitzern“ ist der Leser bereits in das kleine, schottische Bücherdorf mit den vierzehn alten Buchhandlungen entführt worden. Ich mochte da die Atmosphäre und die ganzen urigen Winkel sowie die besonderen Dorfbewohner. So gerne wäre ich einige Stunden durch „The Reading Fox“ gelaufen und hätte mir neue Bücher empfehlen lassen. Ein bisschen traurig war ich, dass es kein wirkliches Swinton-on-Sea gibt und man dieses Dorf wohl nie besuchen kann. Die tolle Atmosphäre hat mich dazu bewogen auch die Fortsetzung zu lesen. Außerdem hatte ich gehofft, dass ich nun erfahren, welcher Dorfbewohner die schönen Bilder und Buchillustrationen geschaffen hat, die Vicky so liebt.

Der zweite Teil handelt von Grahams Schwester Shona, die bereits im ersten Teil als eher verschlossene Persönlichkeit bekannt ist. Sie leitet ein kleines Café in dem Bücherdorf und ist etwas verbittert, seitdem ihre Jugendliebe verstorben ist. Sie würde sich gerne ein eigenes Häuschen kaufen, aber benötigt dafür noch etwas Startkapital, welches sie gerne über den Gewinn bei einem Backwettbewerb erhalten würde. Früher war sie ebenfalls gut mit Nathan befreundet, der nun als Autor arbeitet. Nach dem Erfolg seines Debütromans hat er nun Zweifel, ob er mit seinem zweiten Buch an den Erfolg anschließen kann.

Mit den Voraussetzungen, die über den Klappentext geschaffen werden, habe ich ein sehr gefühlvolles Buch erwartet. Beide Charaktere haben viel erlebt und ein faszinierendes Innenleben. Leider hatte ich den Eindruck, dass dieses Potenzial kaum genutzt wird. Mir war bis zum Ende nicht richtig klar, warum Shona so verschlossen ist und auch die Veränderung, die sie durchlebt war für mich nicht komplett nachvollziehbar. Das war für mich sehr schade, weil es den Charakteren deutlich mehr Tiefgang gegeben hätte.

Außerdem war ich etwas enttäuscht, dass die buchige Atmosphäre gefehlt hat. Shona liest noch nicht mal gerne und hat in ihrem Leben gerade einmal zehn Bücher gelesen. Nathan ist zwar Autor, aber auch zu dem Schreibprozess bekommt der Leser kaum Einblicke. Es gibt somit keine weiteren Besuche im „Reading Fox“ oder weitere Teilnahmen am Lesezirkel. Auch wenn der Titel wieder „Das kleine Bücherdorf“ heißt, könnte die Handlung auch in jedem anderen Dorf stattfinden. Die anderen Dorfbewohner trifft der Leser zwar wieder, aber ihr Anteil ist nicht ganz so groß, wie im Auftakt.

Insgesamt war der Roman ganz in Ordnung, weil es eine nette Geschichte ist. Allerdings waren mir die Charaktere zu oberflächlich und die gewünschte Atmosphäre gab es leider nicht. Das war nicht die Rückkehr in das schottische Bücherdorf, die ich erwartet hatte.