Rezension

ein unterhaltsamer und überraschend-anders aufgebauter Gerichtskrimi

Die siebte Zeugin -

Die siebte Zeugin
von Florian Schwiecker

Bewertet mit 4 Sternen

Ein interessanter und spannender Aufbau: man ist bei der Tat dabei und verfolgt dann den Rechtsanwalt bei der Motivsuche

Kurz zum Inhalt:
Der Beamte Nikolas Nölting schwingt sich eines Sonntag Morgens auf sein Fahrrad, winkt seiner Tochter Lily nochmals zu, und schießt dann in einer Bäckerei in Berlin um sich und trifft 3 Personen, eine davon lebensgefährlich. Danach ergibt er sich.
Sein Verteidiger, der Rechtsanwalt Rocco Eberhardt, kann nicht verstehen, warum er so gehandelt hat, denn Nölting schweigt beharrlich.
Doch Eberhardt gibt nicht auf und macht sich aufgrund der Erkenntnisse des Rechtsmediziners Dr. Justus Jarmer mit seinem Freund, dem Privatdetektiv Tobias Baumann auf Spuren- und Motivsuche und begibt sich dabei in der Berliner Unterwelt in Gefahr...

Meine Meinung:
"Die siebte Zeugin" ist der Auftakt der Reihe um Rechtsanwalt Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Justus Jarmer.
Der Spannungsbogen ist aufgrund des außergewöhnlichen Aufbaus (man ist als Leser direkt bei der Tat dabei und rätselt dann mit, warum Nölting, der ein spießiger Beamter und Familienvater ist, das getan hat) und der sehr kurzen Kapitel konstant hoch gehalten.
Das spannende ist, dass niemand - auch Nöltings Ehefrau Anja nicht - weiß, warum Nölting das getan hat. Und ob der Anwalt Moritz Lindner nur aufgrund eines schlimmen Zufalls sterben musste.
Rocco Eberhardt schließt man eigentlich gleich ins Herz, er ist zwar sehr ehrgeizig und will unbedingt gewinnen, merkt aber im Laufe der Zeit, dass es nicht ums Gewinnen geht. Sondern einer Familie zu helfen.
Justus Jarmer war für mich noch eher etwas ungreifbar. Ich hoffe, das ändert sich in den nächsten Bänden.
Und dann ist noch der extrem unsympathische Staatsanwalt Dr. Bäumler, der arrogant ist und immer im Mittelpunkt stehen muss.
Die kurzen Kapitel, die mit Tag und Uhrzeit beschriftet sind, und auch die Ermittlungen bzw. Verhandlungstage im Gericht gefielen mir sehr gut. Es wurde bei den Befragungen der Zeugen nicht zu sehr ins Detail gegangen, sodass es zu keiner Zeit langweilig wurde. Und die wichtigste Zeugin ist natürlich die siebte: Nöltings Ehefrau Anja.
Wie Rocco es schafft, hinter das Geheimnis von Nöltings Tat zu kommen und als er dann den Grund kennt-das bestmögliche Urteil herauszuholen-ist faszinierend zu verfolgen. Als man dann den Beweggrund für die Tat weiß, hat man Mitleid mit Nölting und kann sein Handeln nachvollziehen.
Am Schluss gibt es einen tollen Cliffhanger, der Lust auf den Folgeband macht!
Für mich sind jedoch einige Dinge ZU glatt gelaufen, und ganz konnte ich auch nicht nachvollziehen, warum Rocco so oft die Meinung von Jarmer eingeholt hat, obwohl der ja ein ganz anderes Fachgebiet hat und die beiden auch (noch) nicht befreundet sind - ansonsten wurde ich von diesem Gerichtskrimi sehr gut unterhalten.

Fazit:
Auftakt einer aufregenden Justizkrimi-Reihe, bei der ein gewiefter Rechtsanwalt mit einem wahrheitsliebenden Rechtsmediziner zusammenarbeitet. Ich freue mich schon auf die weiteren Bände!