Rezension

Ein wilder Ritt

Die tausend Verbrechen des Ming Tsu -

Die tausend Verbrechen des Ming Tsu
von Tom Lin

Bewertet mit 5 Sternen

Ming Tsu, chinesisches Einwandererkind, das sehr früh seine Eltern verliert. Niemand kümmert sich um ihn, bis sich der berüchtigte Anführer eines Verbrechersyndikats seiner annimmt und ihn zum Killer ausbildet. Fortan erledigt er das, was man ihm aufträgt. Stellt sein Handeln nicht in Frage. Bis, ja bis er sich in Ada, die Tochter eines Eisenbahntycoons verliebt und mit ihr durchbrennt, was natürlich ihrem Vater nicht passt. Dessen Handlanger heften sich auf die Fährte des Paares, entführen Ada, nehmen Ming Tsu gefangen und verkaufen ihn an die Eisenbahngesellschaft, wo er mit vielen seiner Landsleute (lt. Quellen ca. 90 % der Arbeiter) als Zwangsarbeiter bei Sprengungen, dem Verlegen der Schienen etc. eingesetzt wird. Wusstet ihr, dass der Bau der ersten transkontinentalen Eisenbahn ohne chinesische Zwangsarbeiter nicht möglich gewesen wäre?

Zehn Jahre harte Knochenarbeit, viele seiner Leidensgenossen sterben, aber nicht Ming Tsu. Getrieben von dem Wunsch nach einem Wiedersehen mit seiner geliebten Ada beißt er sich durch, aber all diejenigen, die für ihre gewaltsame Trennung verantwortlich sind, sollen bluten. Er erstellt eine Liste mit deren Namen, verbündet sich mit einem hellsichtigen alten Landsmann und zieht, zusätzlich unterstützt von einer Gauklertruppe mit übernatürlichen Kräften, Richtung Westen. Dorthin, wo er Ada vermutet. Aber nicht, ohne eine veritable Blutspur hinter sich her zu ziehen.

Rache-Odyssee, Neo-Western, Love Story, Sozialreportage, Pulp, Thriller – all das ist „Die tausend Verbrechen des Ming Tsu“, das Debüt Tom Lins, 2022 mit der prestigeträchtigen Andrew Carnegie Medal for Excellence in Fiction ausgezeichnet.

Ein wilder Ritt, im wahrsten Sinne des Wortes. Vielfältig, unterhaltsam, spannend, eindringlich. Liebt ihr die Filme Tarantinos und/oder der Coen Brüder? Dann solltet ihr unbedingt zugreifen. Und wenn nicht, dann auch.