Rezension

Ein Wohlfühlroman - mit ernsten Untertönen, liebevoll aufbereitet

Bernsteinsommer -

Bernsteinsommer
von Anne Barns

Bewertet mit 5 Sternen

Mein erster Roman dieser Schriftstellerin und mit Sicherheit nicht der letzte. Wobei ich liebend gerne Christina, die Hauptprotagonistin dieses Romans, noch ein weiteres Stück Lebenswegs, beruflich und auch privat, begleiten würde.

Aber der Reihe nach und zunächst einmal zu meinem leserischen Ausflug nach Hanau und die Insel Rügen: Christina, Anfang 30, lerne ich gleich an mehreren Lebensbaustellen kennen: da ist die Scheidung nach einer nur dreijährigen Ehe, das durch die Folgen eines Wasserrohrbruchs überraschende Ende des von ihr betriebenen Cafés, die fortschreitende Demenzerkrankung ihres Vaters und plötzliche offene Fragen nach der familiären Vergangenheit.

All dies wird von der Autorin sehr geschickt in ihrem Roman zu einer wunderbaren und bezaubernden Einheit verwoben. Dabei gelingt es dank ihrer leichten, lebensnahen und empathischen Schreibweise bereits von Anfang an, sich in die Geschichte nicht nur einzufinden sondern sie gleichermaßen mitzuleben. Wobei mich besonders die feinfühlige Beschreibung der Demenzerkrankung des Vaters und der liebevolle und fürsorgliche Umgang der Familienmitglieder mit den zunehmend erkennbarer zu Tage tretenden Erscheinungsformen der Krnakheit sehr berührt hat. Immer wieder ist die tiefe Liebe und Verbundenheit, aber auch die Akzeptanz dieser Veränderungen, bei Christina, ihrem Bruder und auch der gemeinsamen Mutter zu erkennen. Obwohl ab und an auch eine kleine Spur von Trauer zu spüren ist vor dem, was noch auf sie alle zukommen wird. Für mich ein wichtiger und besonderer Aspekt dieses Romans.

Auf der anderen Seite ist es der Autorin gelungen, die beiden für Christina wichtigen Örtlichkeiten und deren Auswirkungen, auf der einen Seite die Stadt Hanau mit ihrer Hektik, dem Lärm, dem Stress und auf der anderen Seite die Inseln Rügen und Hiddensee, auf denen Christina endlich zur Ruhe kommt und die losen Lebensfäden wieder zu einem klaren und eindeutigen Bild verknüpfen kann. Auch wenn man sich nur lesend einige Seiten lang an der Ostsee aufhalten kann, so entsteht schon bald das Gefühl der Leichtigkeit und Lebensfreude, wie es auch von Christina empfunden wird. Nicht nur fiktives Balsam für die Romanfigur Christina sondern auch für die Leser – so mein überzeugter Eindruck.

Dieser Roman verlangt nach mehr und macht neugierig. Wie gut, dass es bereits vorhergehende Romane gibt, in denen mir einige Figuren, die ich im "Bernsteinsommer" kennenlernen konnte, noch mehr erzählen werden.

Diesen Roman empfehle ich sehr gerne weiter – es lohnt sich!