Rezension

Ein würdiger zweiter Teil der Trilogie

Verdammnis - Stieg Larsson

Verdammnis
von Stieg Larsson

Bewertet mit 4.5 Sternen

In dem zweiten Buch seiner Millenium-Trilogie verstrickt Stieg Larsson seine beiden Helden Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander in die dunklen Machenschaften eines Mädchenhändlerrings.

 

Was zuerst nach einer perfekten Story für seine Zeitung aussieht, wird für Mikael Blomkvist zum Alptraum: Ein junger, ehrgeiziger Journalist bietet ihm sein Manuskript über Mädchenhandel in Schweden zum Druck an und wird kurze Zeit später zusammen mit seiner Freundin ermordet. Ausgerechnet Lisbeth Salander gerät in den Verdacht, die beiden erschossen zu haben. Mikael ist fest entschlossen, ihre Unschuld zu beweisen, doch dabei erfährt er mehr über ihre dunkle Vergangenheit, als ihm lieb ist.

 

Wie im ersten Buch der Trilogie ist dies lediglich der rote Faden, der alles zusammenhält. Zwar gerät das Thema Mädchenhandel nicht zu kurz und der Autor findet Gelegenheit genug, die Verstrickungen selbst der höchsten politischen Kreise in dieses Verbrechen zu porträtieren. Ähnlich der Thematik in „Vergebung“ übt Larsson nicht nur in dieser Hinsicht Kritik an der Gesellschaft. Auch das Vorgehen der Medien wird angeprangert, genau wie dasjenige parteiischer Mitarbeiter öffentlicher Behörden.
Ebenso wird ziemlich schnell klar, wer die Morde an dem jungen Paar tatsächlich zu verantworten hat.

 

Allerdings steht diesmal als ansprechender Dreh- und Angelpunkt der Geschichte der Charakter Lisbeth Salander im Mittelpunkt und wird ähnlich ausführlich beleuchtet wie Mikael im ersten Band. Man erfährt wesentlich mehr über ihre Vergangenheit und den Grund für ihre rechtliche Betreuung. Sie wird vielschichtig präsentiert, vor allem zu Anfang des Romans. Sehr moralisch, aber mit eigenen Vorstellungen, wie man Recht und Ordnung durchsetzt, ist sie keine strahlende Heldin. Und gerade deswegen umso interessanter. Denn besonders im Bezug auf Mikael zeigt sie deutlich ihre Gefühle für ihn und ihre Angst davor, was ihre Figur umso realistischer macht.
Am Ende des Buches wirkt ihr überstarker Lebenswille zwar etwas übertrieben und überzogen und erinnert an den Killer aus amerikanischen Horrorfilmen, der einfach nicht sterben will. Trotzdem wird sie realistischer präsentiert als manch andere Buchheldin der letzten Zeit und die spannenden Ereignisse rund um ihr Leben und ihre Vergangenheit trösten über diese Schwäche und den abrupten Schluss sehr gut hinweg.

 

In seiner Gesamtheit ist „Verdammnis“ durchgehend spannend und weiß trotz einiger Längen am Anfang zu fesseln. Man fiebert mit den Hauptfiguren mit, verfolgt ihren Kampf gegen einen mysteriösen Gegner und will nach der letzten Seite trotz des übersteigerten Geschehens unbedingt den dritten Band in die Hand nehmen und weiterlesen, ein positiver Nebeneffekt des offenen Endes.