Rezension

ein wütender CEO, eine verunsicherte Hundeflüsterin und mittendrin Smuckers

Most Wanted Bastard - Annika Martin

Most Wanted Bastard
von Annika Martin

In „Most Wanted Bastard“ erzählt Annika Martin, wie eine ältere Frau ihrem kleinen Malteser namens Smuckers ein milliardenschweres Unternehmen mit zahlreichen Unterfirmen vererbt. Da ein Hund nicht sprechen kann, soll seine Hundesitterin und vermeintliche Hundeflüsterin, Vicky, als Sprachrohr fungieren. Diese fällt bei der Testamentsverlesung aus allen Wolken, genauso wie Henry, der Sohn und eigentliche Erbe. Er ist entschlossen sein Unternehmen um jeden Preis zu verteidigen, was bedeutet, dass er Vicky irgendwie loswerden muss. Dazu ist ihm keine Methode zu schade. Vicky ist entschlossen, sich nicht mehr von reichen Machos herumschubsen zu lassen, was bedeutet, dass sie ihre Krallen ausfährt und kämpft. Doch vielleicht haben beide falsche Vorurteile dem anderen gegenüber?

Das Buch wird jeweils aus der Ich-Perspektive von Vicky und Henry erzählt, wobei Vicky ganz klar den Löwenanteil hat und Henry nur ab und zu zu Wort kommt. Der Schreibstil ist locker und lässt sich flüssig lesen. Zudem ist er gespickt mit witzigen Vergleichen und leicht sarkastischen Anmerkungen, die mir beim Lesen viel Spaß gemacht haben. Doch trotz des unterliegenden Humors, der immer wieder zu Tage tritt, schlägt das Buch auch ernstere Töne an, wenn es um Vickys Vergangenheit geht. Diese zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und wird nach und nach aufgedeckt. Mir war zwar im Groben recht früh klar, worum es dabei geht, aber es hat mich dennoch die ganze Zeit interessiert zu erfahren, was nun wirklich passiert ist.

Zu Beginn wird hauptsächlich von dem Erbkonflikt erzählt und den verschiedenen Maßnahmen, die Henry und Vicky ergreifen, um ihre Standpunkte klar zu machen. Dabei gibt es die ein oder andere witzige Situation, die mich zum Lachen gebracht hat, und es fliegen auch ordentlich die Fetzen. Dann gibt es eine Art Cut und die Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf, die gefühlvoll geschildert wird. Ich finde diese Zweiteilung des Romans ganz gut, weil man so sieht, wie sich Beziehungen verändern können, allerdings war mir der „Cut“, der als solcher natürlich nicht dargestellt ist, irgendwie zu abrupt. Im einen Moment fliegen noch die Fetzen und im anderen sprechen sie von Vertrauen und quasi unsterblicher Liebe. Das hätte ich mir irgendwie runder gewünscht. So konnte ich den plötzlichen Sinneswandel nicht so ganz nachvollziehen. Vor allem von Henrys Seite hätte ich mir da mehr gewünscht, weil man nicht erfährt, warum er denn seine Meinung ändert. Er hätte gerne öfters zu Wort kommen können.

Was ich leider immer noch nicht verstehe und so direkt mit dem Buch nichts zu tun hat, ist der Titel. Warum um Himmels willen von einem „Bastard“ gesprochen wird, erschließt sich mir nicht. Henry wird als begehrtester Junggeselle bezeichnet und beschrieben, aber nie als Bastard, weder im übertragen noch im wörtlichen Sinne. Gegen Ende bezeichnet ihn Vicky zwar manchmal scherzhaft als Mistkerl, aber selbst da habe ich es nicht so ganz verstanden. Denn eigentlich ist Henry hinter seiner knallharten Fassade ein lieber und fürsorglicher Mensch. Also ja, den Titel finde ich hier mal ziemlich merkwürdig.

Das Buch insgesamt hat mich jedoch gut unterhalten, an mehreren Stellen zum Lachen gebracht und mir schöne Lesestunden beschert. Es ist eine leichte Lektüre mit ernsteren Untertönen, liebenswerten Charakteren und authentischen Details bezüglich der jeweiligen Arbeit von Henry und Vicky.

Vielen Dank an Netgalley und den LXY Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars, was jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung hat.