Rezension

Ein wunderbarer Roman, der einen einlädt seinen Schrank und vielleicht auch sein Leben etwas auszumisten.

Liebe braucht nur zwei Herzen -

Liebe braucht nur zwei Herzen
von Judith Wilms

Bewertet mit 4 Sternen

Liv ist nicht gerne zuhause im kalten Berlin, doch wegen eines großen Auftrages kommt sie wieder zurück. Sie hilft Menschen ihre Sachen und somit ihr Leben auszumisten. Manche schaffen es nicht alleine, sich von Dingen zu trennen. Aber sie hilft auch Leuten, die sich ihre Dienste nicht leisten können, denn sie schreibt einen Blog über ihre Arbeit.
Da alles etwas anders läuft, als sie es sich vorgestellt hat, muss sie sich sogar bei ihrer Familie einnisten, was sie eigentlich nicht wollte und trifft dort nach zehn Jahren wieder auf ihre Jugendliebe Flo, der gerade auch bei seinen Eltern zu wohnen scheint. Sie will ihm sogar helfen, seine Frau zurückzugewinnen. Aber warum fühlt sich das alles dann so falsch an und warum geht es ihr danach nicht besser?!

Liv scheint, als sei sie ständig auf der Flucht und redet sich ein ihr Leben sei wundervoll. Sie versucht ständig das Leben anderer zu verbessern, ob sie dies nun wollen oder nicht. Mit ihren 137 Dingen, die sie besitzt, braucht sie anscheinend nicht viel zum Leben. Mir persönlich wären es definitiv zu wenig Dinge, auch wenn sicher jeder von uns einiges ausmisten könnte. Und tatsächlich mache ich dies auch hin und wieder, da es erstaunlich gut tut, sich von manchem zu trennen. Allerdings bin ich anderer Meinung als Liv, denn sie meint wenn man einen Gegenstand wegwirft, sind die Erinnerungen noch vorhanden. Dem stimme ich nur teils zu, denn wenn man einen bestimmten Gegenstand in die Hand nimmt, hat man sofort die Erinnerung dazu parat und denkt sicher öfter daran, als wenn der Gegenstand weg ist. Wie heißt es so schön? Aus den Augen, aus dem Sinn. Bei manchen Erinnerungen sicher nicht verkehrt. Aber vielleicht vergisst man so auch schöne Erinnerungen. Und auch Leuten mit Demenz oder Alzheimer gibt man oft alte Fotoalben in die Hand. Was, wenn es dann keine gibt? Für mich wirkt Liv in solchen Momenten sehr kalt. Es wirkt, als sei sie der Meinung ihr Lebensstil sei der einzig Richtige. Doch irrt sie sich vielleicht? Ist sie vielleicht die, die ihr Leben ändern sollte und nicht die anderen? Oder gibt es sogar einen gesunden Mittelweg? Denn trotz das sie so kühl und distanziert wirkt in vielen Momenten des Buches, habe ich oft das Gefühl als wolle sie mehr von ihrem Leben. Mehr in ihrem Leben.

Dieses Buch ist eine wunderbare, leichte Lektüre, die mich oft zum schmunzeln gebracht hat. Der Schreibstil ist einfach angenehm und man kann das Buch wirklich genießen. Leider gibt es ziemlich viele Fehler in der Art, wie auf S. 251 zu lesen „Nix genaues weiß man nicht“, die hätten verhindert werden können. Es wirkt leider, als habe man das Buch nicht korrigiert.