Rezension

Ein wundervolles Buch

Die Widerspenstigkeit des Glücks - Gabrielle Zevin

Die Widerspenstigkeit des Glücks
von Gabrielle Zevin

Bewertet mit 5 Sternen

A.J. Fikry ist ein unglücklicher Mensch – obwohl er auf einer wundervollen Insel und umgeben von seinen tausenden Büchern lebt. Bis er einen ungebetenen Gast entdeckt – Die zweijährige Maya ist Waise und wurde in seiner Buchhandlung ausgesetzt. Gegen seinen Willen nimmt er die kleine Maya auf und sein Leben wird völlig auf den Kopf gestellt. Und dann ist da noch Amelia, eine Verlagsvertreterin, die er nicht so einfach vergessen kann.

Meinung

Schreibstil

„Mein Leben steht in diesen Büchern, möchte er ihr sagen. Lies sie, dann kennst du mein Herz.“ (S. 272)

Ich liebe, liebe, liebe den Schreibstil von Gabrielle Zevin. Wie sie es schafft so schlicht aber dennoch berührend zu schreiben. Wie sie als Beobachter das Leben von A.J. erzählt und zwischendurch und sogar in die dreijährige Maya versetzt. Einfach wundervoll und bewegend und dennoch klar und nicht überfrachtet. Auf jeder einzelnen Seite, in jedem einzelnen Wort, strahlt zudem die Liebe zu Büchern und Literatur heraus. Einfach, ach, ein Traum.

Charaktere und Geschichte

„Offenbar bin ich jetzt, in mittleren Jahren, zum Softie geworden. Aber mein späteres Verhalten zeigt auch, dass es wichtig ist, bestimmten Erzählungen in genau dem richtigen Lebensalter zu begegnen.“ (S. 55)

Es gibt so Bücher, die liest man und wird sie niemals wieder vergessen. Bücher, die zwar klar und einfach ohne große emotionale Ausschmückungen geschrieben sind und dennoch unter die Haut gehen. Gabrielle Zevi hat mit „Die Widerspenstigkeit des Glücks“ genau so ein Buch geschrieben. Dabei kriecht es einem nur langsam und kontinuierlich unter die Haut, nimmt uns zwischenzeitlich auch auf eine sehr unterhaltsame Reise mit, hinterlässt uns dann aber mit einem leicht melancholischen, aber zufriedenen Gefühl.

Fikry ist ein sehr verschrobener Mensch. Als wir ihn kennenlernen ist er unglücklich, lebt alleine über seiner Buchhandlung, trinkt gerne mal zu viel und igelt sich ein. Doch Maya, ein Waisenkind, dass in seiner Buchhandlung abgebend wird und Amelia, eine Verlagsvertreterin werden über die nächsten Jahre hinweg sein Leben ändern.

„Das ärgerliche aber ist, dass dir, wenn dir erst mal eine Sache am Herzen liegt, im Laufe der Zeit alles wieder wichtig wird.“ (S. 92)

Gegen seinen Willen zeiht er die kleine Maya auf und macht aus ihr einen fast ebenso verschrobenen, aber genauso liebenswerten Büchernerd, wie er selbst einer ist. Alle drei passen so wundervoll zu einander, sie sind nicht perfekt, sie führen keine romantische, bewegend Beziehung, aber eine reale, reine, die tief unter die Haut geht. Trotz so weniger Worte lernen wir viele besonderer Charaktere kennen, die authentisch und facettenreich sind und alle auf ihre Weise bezaubern.

Die Geschichte selbst ist sehr ruhig, mit wenig Tempo, wenig Tamtam und genau das macht sie so wundervoll klar. Die Literatur, dieses unglaubliche Gefühl, dass man bekommt, wenn man sich mit Büchern umgibt, über Bücher redet und diese Liebe, die manch einer für Bücher empfindet, umfängt uns vom ersten Satz an und lässt uns bis zum letzten Wort nicht mehr los.

Fazit

Gabrielle Zevin hat mit „Die Widerspenstigkeit des Glücks“ ein so wundervolles Werk erschaffen. Es ist kühl, schlicht und mit wenig Tempo. Dennoch kriecht es einem unter die Haut, unterhält und berührt und hinterließ mich fröhlich und melancholisch zugleich. Ein Buch, dass ich nicht vergessen werden und jedem empfehlen kann. Vor allem jedem, der Bücher so sehr liebt wie ich und das leben eines leicht verschrobenen Buchhändlers, der seine Päckchen zu tragen hat, kennen lernen will.