Rezension

Eine berührende Geschichte mit Humor & Tiefe

Stand by Me -

Stand by Me
von Helena Hunting

Bewertet mit 4.5 Sternen

In der Geschichte geht es um Kailyn und Daxton, welche eine gemeinsame College Vergangenheit haben, die von Rivalität bis zu Fangirling reicht, schlussendlich aber zu einem Verrat seitens Daxtons führte. Nach acht Jahren begegnen sich die beiden wieder, denn Dax benötigt Kailyns Hilfe als Anwältin. Doch aus Professionalität wird schnell Anziehung und Kailyn muss sich überlegen, ob sie sich noch einmal auf Dax einlassen möchte…

Der Anfang der Geschichte konnte mich sehr mitreißen, der Prolog war sehr humorvoll ohne flach zu wirken und die folgenden Kapitel wiesen eine Tiefgründigkeit auf, die ich nicht erwartet hätte. Den Schreibstil mochte ich gerne, er war unterhaltsam und gleichzeitig flüssig. Die erste Hälfte des Buches zog mich besonders in ihren Bann und ich hätte sie am liebsten in einem Stück durchgelesen, die zweite gefiel mir ebenfalls, jedoch fehlte mir noch der kleine Funke, den ich bei der ersten Hälfte gespürt habe. Die Kapitellänge empfand ich dafür durchgehend als angenehm und auch die Kapitelnamen waren passend gewählt.
Bei den Themen standen vor allem eine Sorgerechtsanklage und die Arbeit in einer Anwaltskanzlei bzw. Partner in dieser zu werden im Vordergrund, beide wurden aber sehr spannend behandelt! Dazu kommt noch die Trauerbewältigung und die Erziehung eines Teenagers, außerdem würde ich bei Kailyn auch ein wenig Selbstfindung in ihrem Beruf aufzählen.

Kailyn als Protagonistin mochte ich total gerne, da sie nicht nur extrem schlagfertig auftrat, sondern auch ein großes Herz, sowie eine mitfühlende Ader hatte. Generell war sie ein facettenreicher Charakter, auch ihren Ehrgeiz konnte man nachvollziehen. Bei ihr hätte ich mir an manchen Stellen noch mehr Bezug zu ihrer Familie bzw. ihren Eltern und dessen Tod gewünscht, diese wurden mir ein wenig zu selten erwähnt.

Zu Daxton konnte ich ebenfalls leicht eine Verbindung aufbauen, was nicht zuletzt an seiner enormen Entwicklung lag. Auch er war ein herzensguter Charakter und hatte gleichzeitig eine sehr ehrgeizige Seite, welche bei seiner Figur dazu führte, dass man abgesehen von seiner Beziehung von Emme und seiner Arbeit wenig über ihn erfuhr. Dies störte mich aber nicht, da es ihn authentisch wirken ließ, seine Arbeit erfüllte ihn nun mal und machte einen großen Teil seines Lebens aus.

Die Beziehung zwischen Kailyn und Daxton lässt sich wahrscheinlich mit einem einzigen Wort beschreiben: aufgeladen. Schon anfangs waren die Spannung und Chemie zwischen den beiden greifbar und im Laufe des Buches wurden diese noch intensiver! Bei etwa der Hälfte der Geschichte hatte ich kurz die Befürchtung, dass die Beziehung der beiden nur auf Sex basieren würde, jedoch legten sich diese Zweifel und vor allem die letzten Kapitel zeigten die tiefe Verbundenheit zwischen ihnen.

Emme als Nebencharakter war sehr gut eingebaut, sowohl ihre Beziehung zu Dax, als auch zu Kailyn rührte mich. Sie war insgesamt ein wirklich lieber Teenager und ihr Verhältnis zu Dax war dementsprechend auch die meiste Zeit über entspannt, dennoch wurden auch die Streitsituationen der beiden realistisch dargestellt. Genauso mochte ich die Szenen mit Kailyn, denn der Umgang mit ihr wirkte nicht gezwungen, sondern ganz natürlich und mir gefiel es, wie Kailyn unterbewusst die Rolle einer Ersatzmutter für Emme einnahm.
Das Trio aus Dax, Kailyn und Emme war sowieso einfach süß, denn alle drei gingen so behutsam und gleichzeitig unbefangen miteinander um.

Die weiteren Nebencharaktere wurde eher nur angerissen, sodass kaum einer von ihnen einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat, abgesehen von Tante Linda. Sie war die ideale Antagonistin der Geschichte und ihr Motiv am Ende überraschte mich, obwohl die restliche Storyline relativ vorhersehbar war.

Die Grundidee und den Höhepunkt konnte man also wie erwähnt ziemlich leicht erahnen, an manchen Stellen hätte ich mir also noch mehr unerwartete Wendungen gewünscht. Nichtsdestotrotz habe ich die Geschichte trotz der Vorahnungen gebannt verfolgt, die Spannung fehlte also nicht vollkommen.

Insgesamt hat mir das Buch vor allem aufgrund seiner Mischung aus Humor, Leichtigkeit und Tiefe gut gefallen. Die Charakterentwicklungen mitzuerleben war besonders schön, aber auch beim Konfliktpunkt fieberte ich mit, was nicht zuletzt am mitreißenden Schreibstil der Autorin lag. Einzig die Vorhersehbarkeit störte mich ein wenig.