Rezension

Eine düstere und emotionale Reise in die Südstaaten

Alligatoren - Deb Spera

Alligatoren
von Deb Spera

Alligatoren sind nicht die einzige Gefahr, welcher Gertrude Pardee und ihre Töchter jeden Tag aufs Neue ausgesetzt sind. Viel gefährlicher als die Sümpfe, in denen sie mit ihren Töchtern lebt oder die Alligatoren, welche oft unsichtbar unter der Oberfläche schwimmen, ist nur noch Gertrudes Mann. Er versäuft nicht nur den Lebensunterhalt seiner Familie, in ihm lauert auch ein Monster, welches sich regelmäßig die Bahn bricht. Als Gertrude drei ihrer vier Töchter bei ihrem Bruder und dessen Frau lässt und die jüngste, Mary, bei der schwarzen Haushälterin Retta zurücklässt, ahnt noch niemand, welche Wendung dies für ihre aller Leben haben wird. Retta, welche für die feine Familie Coles arbeitet, wie ihre Mama bereits vor ihr, kümmert sich notgedrungen um Gertrudes Tochter, welche mehr tot als lebendig ist. Sie lebt in Shake Rag, einem Viertel, welches vorwiegend von schwarzen Bediensteten der feineren Gesellschaft bewohnt wird. Dort bleibt nicht unbemerkt, dass Retta sich einem kleinen weißen Mädchen angenommen hat. Wie lange wird es ihr gelingen, die Kleine zu verstecken? Noch ahnt sie nicht, dass nicht nur ihr Schicksal eng mit dem Gertrude Pardees verwunden sein wird, sondern auch das ihrer Herrin, Miss Annie Coles, welche die Näherei in der Stadt leitet, die vielen Frauen Arbeit bietet. Niemand ahnt, dass ihr Leben mehr Schein als Sein beinhaltet und so merkt keine der drei Frauen, dass der herannahende Sturm nur ihre geringste Sorge sein wird.
Ich durfte dieses spannende und emotionale Buch vorablesen und bin wirklich begeistert. Vieles in der Handlung kam für mich sehr unerwartet, weshalb dieses Buch allein schon durch seine vielen Wendungen ein Highlight ist. Sehr gefallen hat mir der stetige Perspektivenwechsel zwischen Gertrude, Retta und Annie Coles, welcher die Spannung noch zusätzlich gesteigert hat. Der Schreibstil der Autorin war für mich nicht nur mitreißend, sondern auch emotional, weshalb es mir direkt gelungen ist, mich in die einzelnen Protagonisten und in die Handlung der Geschichte einzufinden. Die flüssige und zugleich detailreiche Schreibweise der Autorin haben das Buch zu einem tollen Leseerlebnis werden lassen, welches ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Auch die Länge der einzelnen Abschnitte war sehr angenehm und störte den Lesefluss nicht. Sehr imponiert hat mir, wie es der Autorin gelungen ist, ihren Protagonisten durch den einfachen Sprachgebrauch, welchen vorwiegend die einfacheren Leute in ihrem Roman besaßen, Leben einzuhauchen. Deb Spera ist mit "Alligatoren" ein authentischer und spannender Roman gelungen, welcher zeitweilig so düster ist, wie das Wasser der Sümpfe aber zugleich auch so hoffnungsvoll hell, wie die letzten Strahlen der Abendsonne. Ich kam diesen Roman einfach nur empfehlen, allerdings sollten empfindlichere Personen von diesem Buch eher Abstand nehmen, da einige Szenen sehr lebendig und zugleich sehr realistisch geschildert werden und die darin enthaltene Gewalt bei empfindlicheren Gemütern möglicherweise unerwünschte Reaktionen hervorrufen könnte. Insgesamt ist "Alligatoren" ein tolles Buch, welches nicht nur inhaltlich, sondern auch äußerlich durch seine tolle und hochwertige Aufmachung überzeugen konnte.