Rezension

Eine Geschichte über Einsamkeit und die Schwierigkeiten des Lebens

Ein untadeliger Mann - Jane Gardam

Ein untadeliger Mann
von Jane Gardam

Bewertet mit 3 Sternen

Alles an Edward Feathers ist ohne Fehl und Tadel – seine Garderobe, seine Manieren und sein Ruf als Anwalt mit glänzender Karriere in Hongkong. Nun ist er alt und muss mit dem Tod seiner Frau Betty zurechtkommen, so wie er immer mit allem zurechtgekommen ist. Seine perfekte Haltung täuscht alle und manchmal sogar ihn selbst. Doch mit Bettys Tod bricht etwas in ihm auf, und behutsam beginnt Feathers, vergangene Ereignisse ans Licht zu holen. An einem kalten englischen Wintermorgen setzt er sich ans Steuer seines Wagens und fährt los, das eigene Leben zu erkunden. Mit Jane Gardams meisterhaftem Roman über ein Leben im British Empire ist eine große Autorin zu entdecken.

Meine Meinung: 
Ich durfte das Buch aufgrund einer Leserunde lesen und ich wusste eigentlich sofort, dass das Buch nicht meinem Genre entspricht. Ich hatte bis dato aber sehr viel Gutes von dem Buch gehört und das Buch auch immer wieder auf Wunschlisten entdeckt, daher wollte ich mir meine eigene Meinung bilden. Was mir aber vorher definitiv klar war, war, dass mich hier eine sehr niveauvolle Sprache erwarten wird. Ich bin absolut kein Fan von höherer Literatur, weil ich - ehrlich gesagt - zwischendurch einfach nicht alles verstehe. Ich kann zwar zwischen den Zeilen lesen, aber mir macht das auf Dauer und in zu übertriebener Form nicht so viel Spaß und daher vermeide ich solche Bücher eher. In dem Buch "Ein untadeliger Mann" steht zwar auch viel zwischen den Zeilen und ich glaube auch, dass einige Szenen nicht ganz bei mir angekommen sind, weil ich teilweise wirklich dachte "Hä? Und was sollte diese Nebenhandlung / dieses kurze Gespräch / dieser Gedankengang jetzt?", aber dennoch ist die Geschichte gut zu lesen und auch gut zu verstehen. Der Sprachstil ist dabei herrlich britisch, witzig und ironisch. Ich glaube aber, wenn man eh von dem Genre und der Sprache fasziniert ist, überzeugt einen das Buch noch mehr und ist vielleicht auch mehr was für einen als es jetzt bei mir der Fall war. 

Mich hat das Buch nämlich einfach nicht zu 100% überzeugt. Die Autorin macht es natürlich geschickt, in dem sie zwar alle Figuren vorstellt und auch ihre Rollen in Filth Leben klar macht, aber eben nicht sofort alle Geheimnisse aufdeckt - es gibt ja nicht umsonst zwei weitere Bände :D In diesem Band erleben wir also hauptsächlich Filth, oder Eddie, oder auch Feathers, oder auch Edward. Wir erleben Eddie in verschiedenen Zeitspannen seines Lebens. Die Geschichte steigt zu Zeiten seines 80. Lebensjahrs ein. In verschiedenen, stellenweise ziemlich verwirrenden Zeitsprüngen reisen wir mit Eddie in seine Vergangenheit - von der Geburt bis zu seinem jetzigen Ich. Wie gesagt, werden dabei zwar noch nicht alle Fragen aufgedeckt, die sich im Laufe der Geschichte entwickeln, aber man bekommt einen sehr guten Einblick in Eddies Leben. 

Insgesamt handelt dieses Buch für mich um die Einsamkeit und um die Schwierigkeiten des Lebens. Wie geht man mit Rückschlägen um? Wie geht man damit um, wenn einen Menschen alleine lassen, die bisher eine wichtige Rolle im eigenen Leben spielten? Inwiefern haben die Handlungen anderer Einfluss auf unser Leben?
Dies und viel mehr wird in der Geschichte angesprochen und regt definitiv zum Nachdenken an. Eddie nimmt dabei als Charakter natürlich einen großen Spielraum ein. Zu Beginn war ich erst einmal beeindruckt wie gut ich mich in Eddie hineinversetzen kann, obwohl er so viel älter als ich ist. Da hat die Autorin definitiv Großes geleistet. Doch Eddie ist nicht unfehlbar und wirkte auf mich stellenweise ziemlich unsympathisch. Aber gerade damit ist der Autorin eine gute Mischung gelungen, denn ich finde es immer anstrengend, wenn Charaktere zu aalglatt sind. Die Geschichte und Eddie sind irgendwie typisch britisch und das hat die Autorin wirklich gut ausgearbeitet. Dennoch kann ich nur 3 Sterne vergeben. Wie ich schon sagte, lag das insbesondere daran, dass ich viele Nebenhandlungen oder Szenen unwichtig fand. Viele Seiten lang habe ich mich eher gelangweilt, weil es einfach zu sehr in die Länge gezogen wurde und für mich keinen ersichtlichen Mehrwert gebracht hat. Trotzdem ist natürlich interessant, wie Eddie sein Leben gelebt hat und wie insbesondere die Entscheidungen von anderen Menschen sein Leben geprägt und geebnet haben. Da ich Betty als Charakter aber einiges interessanter fand, freu ich mich jetzt umso mehr auf den zweiten Band und hoffe sehr, dass der mich etwas mehr überzeugen kann. 

Fazit:
"Ein untadeliger Mann" handelt für mich um die Schwierigkeiten des Lebens und thematisiert dabei insbesondere die Einsamkeit. Die Umgebung in dieser Geschichte und auch Eddie ist sehr britisch. Die Sprache überzeugt durch Witz und Ironie und wenn man Fan des Genres ist, sollte man sich dieses Buch definitiv mal zu Gemüte führen. Mir haben leider einige sehr langwierige Szenen nicht gefallen und hatten für mich stellenweise auch keinen ersichtlichen Mehrwert. Ich vergebe daher solide 3 Sterne und hoffe, dass mich die Geschichte von Betty etwas mehr in ihren Bann ziehen kann.