Rezension

very british

Ein untadeliger Mann - Jane Gardam

Ein untadeliger Mann
von Jane Gardam

Bewertet mit 5 Sternen

Ein untadeliger Mann ist der Auftaktband einer Trilogie - aber durchaus auch als abgeschlossener Roman zu lesen.

Zum Inhalt:
Es ist die fiktive Geschichte von Edward Feathers, Kronanwalt in Hongkong, der seinen Lebensabend wieder in der Heimat England verbringt. Die Autorin Jane Gardam springt in seinem Leben vor und zurück - es ist wie ein vor- und zurückblättern in seinen Erlebnissen. Erst nach und nach kommt die ganze Wahrheit, die Vergangenheit, die ihn hat so werden lassen, wie er ist, zutage.
Edward Feathers hat in seinem 80jährigen Leben vieles erlebt, die einschneidenden Wendungen waren immer die, als er verlassen wurde. Dies begann schon sehr früh und zieht sich wie ein Band durch sein Leben.

Die Autorin:
Jane Gardam ist eine englische Schriftstellerin, die im Jahr 1928 geboren wurde. Ihr erstes Buch erschien 1971. "Ein untadeliger Mann" erschien unter dem Titel "Old Filth" 2004, die deutsche Übersetzung im Hanser Verlag 2015. Großes Lob auch an die Übersetzerin Isabel Bogdan.

Meinung:
Jane Gardam ist es gelungen mit einer trockenen, sehr britischen Schreibweise dennoch viel Gefühl zu vermitteln. Als Leser lernt man erst den älteren Edward (The old Filth) kennen, nach und nach leiden wir mit ihm, wenn die Geschichte in die Vergangenheit schweift. Immer wieder sind es diese Szenen, die berühren, die uns mitnehmen in eine andere Zeit des Empires, in der die kleinen (englischen) Kinder, zum Großwerden aus dem Commonwealth nach "Hause" geschickt werden, um als 5,6,7-jährige bei Gasteltern aufwachsen bis sie reif genug sind für die Prep-Internate.
Der Erzählstil der Autorin passt zu dem Charakter des Edward Feathers, den ich mir sehr knochig, einsam, skurril, aber auch über die Maßen korrekt und klug vorstelle. Immer wieder sind es die entscheidenden Wendepunkte in seinem Leben, die hier - nicht chronologisch - erzählt werden und m.E. auch glaubhaft darstellen, wie er so geworden ist, wie er ist. 

Fazit:
very british - kühl,  tolle Mischung aus ernsten Themen, wie Verlust und Ängsten, aber auch mit einer großen Prise Humor versehen.