Rezension

Eine Liebesgeschichte ohne glückliches Ende

Ein schönes Paar - Gert Loschütz

Ein schönes Paar
von Gert Loschütz

Bewertet mit 4 Sternen

Der Ich-Erzähler, der Fotograf Philipp, spürt nach dem binnen kurzer Zeit aufeinanderfolgenden Tode beider Eltern um das Jahr 2000 deren Geschichte nach, mit Fotos, Erinnerungen, Aufsuchen von Orten. Anlass ist der Fund einer Kamera im Nachlass. Beide lernen sich kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs kennen und leben anschließend in einer kleinen Stadt der DDR. Georg ist in leitender Stellung in einem Stahlwerk. Ihr Sohn vervollkommnet die kleine Familie. Das Unglück nimmt seinen Lauf, als Georg – noch vor dem Mauerbau - einen Freund im Westen besucht und zwecks vagen Auslotens seiner Arbeitsmöglichkeiten dort Kontakt zum Verteidigungsministerium aufnimmt. Dieses schickt ihm daraufhin einen Brief, von dem Georg annimmt, dass er ihn bei der Stasi in Schwierigkeiten bringen wird. Überstürzt flüchtet er nach Hessen. Frau und Kind folgen ihm nach, Herta mit einem von allem ersparten Ostgeld gekauften Fotoapparat als Geldanlage, der bald die Ursache für die Trennung der Eheleute setzt, die sich aber  nie scheiden lassen. Philipp bleibt beim Vater, zur Mutter hat er Jahrzehnte nur losen Kontakt. Auf dem Dachboden des Vaters entdeckt er dann, dass es doch noch eine Verbindung der Eltern gegeben haben muss.

 

Dieser in ruhigem Ton, distanziert geschriebene Roman gefällt  mir. Die Beziehung von Herta und Georg bleibt fragmentarisch, was letztlich auch nicht verwundert, denn ein Kind hat  ja selten den kompletten und objektiven Einblick in die Beziehung seiner Eltern und stehen die toten Eltern nicht mehr für eine Klärung zur Verfügung. Auch ansonsten bleibt Vieles der Fantasie und Deutung des Lesers überlassen, denn nicht wenige Fragen bleiben unbeantwortet – Wo war Herta dreißig Jahre lang? Warum bezahlte Georg für Hertas Heimkosten? Warum kümmerte sich Herta kaum noch um ihren Sohn? Der vorgenannte Ton passt vorzüglich zu der zwischen allen Beteiligten herrschenden Sprachlosigkeit. Einziger Makel der Geschichte sind verwirrende Zeitsprünge.