Rezension

Eine mutige, junge Frau im Berlin der Nachkriegszeit

Die Schwestern vom Ku'damm - Brigitte Riebe

Die Schwestern vom Ku'damm
von Brigitte Riebe

Bewertet mit 5 Sternen

Mai 1945: Kriegsende in Berlin. Nach langen und harten Kämpfen liegt die Stadt in Trümmern, viele Menschen haben alles verloren. Hoffnungsvoll in eine ungewisse Zukunft blicken, können da nur noch die wenigsten. Glück im Unglück hatte da die Familie Thalheim, deren erfolgreiches Kaufhaus zwar den ersten Bombardierungen früh zum Opfer fiel, deren andere Besitztümer diesen grausamen Krieg allerdings weitestgehend unbeschadet überstanden zu haben schienen. Dennoch blicken die drei Schwestern der Familie Thalheim in eine eher düstere Zukunft. Waren die Zeiten schon während des Krieges hart und entbehrungsreich, so sind sie zur Stunde Null noch schwieriger. Das Essen ist knapp und auch an anderen Gütern mangelt es, zudem kommt die nagende Ungewissheit, was wohl aus Vater und Bruder geworden sein mag, da auch sie gezwungen waren, sich diesem aussichtslosen Krieg zu stellen. Während Silvie und Nesthäkchen Florentine Thalheim versuchen, das Beste aus dem tristen Alltag nach dem Krieg zu machen, die schwarze Börse besuchen und auch sonst alles dransetzen, wieder Normalität und Freude im Hause Thalheim einkehren zu lassen, verfolgt ihre große Schwester Rike einen ehrgeizigen Plan: Sie will das Kaufhaus der Familie wiederaufbauen und das Berlin der Nachkriegszeit mit frischen Farben und raffinierten Modekreationen aus feinsten Stoffen versorgen. Doch dieses Unterfangen gestaltet sich alles andere als einfach, was Rike schneller erkennen muss, als ihr lieb ist, denn die neuen Zeiten halten nicht nur eine aufregende Zukunft bereit. Dunkle Geheimnisse trüben schon bald die Aussicht auf eine strahlendes Leben und Rike muss erkennen, dass die Vergangenheit noch immer lebendig ist. Wird Rike auch weiterhin mutig ihre Träume vorantreiben?

Brigitte Riebe ist mit ihrem neuen Roman „Die Schwestern vom Ku’damm – Jahre des Aufbaus“, welcher im Rowohlt Wunderlich Verlag erschienen ist, ein atemberaubender und emotionaler Reihenauftakt ihrer 50er-Jahre Trilogie gelungen. Man wird während des Lesens nicht nur mit allerlei geschichtlichem Hintergrundwissen über das Berlin der Nachkriegszeit informiert, man erfährt zudem auch durch authentische Darstellungen und atmosphärische Beschreibungen der einzelnen Protagonisten und der Umgebung, wie schwierig und entbehrungsreich das Leben zur damaligen Zeit wohl gewesen sein muss. Zudem ist es der Autorin gelungen, mich mit ihrem Schreibstil an die Handlung ihres Romans zu fesseln. Oft habe ich mit den Protagonisten mitgelitten, mitgelacht und auch mitgehofft, was nicht zuletzt der Frische und dem Reichtum an Details zu verdanken ist, mit welchem Brigitte Riebe die fiktiven Schicksale der einzelnen Protagonisten und geschichtliche Details gekonnt miteinander zu einer großartigen und packenden Saga verwoben hat. Auch ist es ihr gelungen, die Emotionen der Protagonisten glaubwürdig und authentisch zu vermitteln, weshalb es mir zeitweise besonders schwerfiel, dieses Buch aus der Hand zu legen. Die Länge der einzelnen Kapitel war sehr angenehm und auch die damit verbundene zeitliche Gliederung hat mir sehr gefallen. Auch unnötige Längen konnte ich während des Lesens nicht feststellen. Insgesamt wirkt die äußere Gestaltung des Buchs auf mich sehr hochwertig und passend zu seinem Inhalt. Das Cover deutet mit der entschlossen und zugleich hoffnungsvoll dreinblickenden jungen Frau gut auf die Hauptprotagonistin Rike Thalheim hin, da die Handlung gänzlich ihrer Sichtweise erzählt wird. Insgesamt ist „Die Schwestern vom Ku’damm – Jahre des Aufbaus“, ein überwältigendes und gefühlvolles Buch, welches sich nicht nur unvergesslich in die Gedanken seiner Leserschaft einbrennen wird, es eignet sich zudem auch hervorragend als Geschenk.