Rezension

Guter Trilogie-Start

Die Schwestern vom Ku'damm - Brigitte Riebe

Die Schwestern vom Ku'damm
von Brigitte Riebe

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Zweite Weltkrieg ist vorbei und das prachtvolle Kaufhaus der Familie Thalheim liegt in Schutt und Asche. Doch Rike, die älteste Tochter des Kaufhaus-Chefs will nicht aufgeben und einen Neuanfang starten. Doch wie soll das gehen? Der Vater in Gefangenschaft, der Bruder verschollen. Nur die beiden kleinen Schwestern und die Stiefmutter, die ihrem Mann nachtrauert. Doch gemeinsam werden sie es schaffen und der damaligen Zeit trotzen.

Die Handlung beginnt im Mai 1945, als die Russen Teile Berlins einnehmen und endet im Sommer 1951, als es Deutschland wieder besser geht. Es handelt sich hierbei um eine Trilogie. In jedem Buch steht eine der drei Schwestern im Mittelpunkt. In diesem ersten Band ist es Ulrike – genannt Rike.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und sehr vielseitig. Das gefällt mir sehr gut, denn so wird man als Leser auch mal von Handlungen der Charaktere überrascht. Rike, mit ihren 25 Jahren, wirkt zunächst sehr überlegt und nachdenklich. Sie ist die älteste und übernimmt das Ruder. Sie steht sogar über ihrer Stiefmutter, die zu Ende des Krieges stark traumatisiert ist. Allerdings lernt der Leser während der Handlung auch eine andere Rike kennen. Eine die von einer eigenen Familie träumt, die sich von italienischen Männern bezirzen lässt und die durchaus sehr lustig und fröhlich sein kann. Das genaue Gegenteil dazu bildet ihre Schwester Silvie. Sie ist der Wirbelwind und stiftet gerne mal Unruhe. Aber auch sie reift mit der Zeit und sagt selbst von sich, dass sie nicht mehr die Herumtreiberin ist. Allerdings sieht der Leser davon noch wenig. Dies wird sicherlich in Band zwei besser thematisiert. Silvie hängt sehr an ihrem Zwillingsbruder, der leider nicht aus dem Krieg zurückgekehrt ist. Allerdings glaub Silvie nicht an Oskars Tod – sie müsste doch spüren, wenn ihr Zwilling tot ist? Dann gibt es noch das Nesthäkchen, die kleine Halbschwester Flori. Die in den ersten Nachkriegsjahren zur jungen Frau wird und viel mit der Vergangenheit zu kämpfen hat.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen. Die Handlungen waren authentisch, aber leider konnte ich nicht komplett in die Geschichte eintauchen. So richtig ins Berlin der 40er wurde ich nicht versetzt. Das fand ich schade. Dennoch kam die damalige Situation recht gut rüber. Was mich etwas gestört hat, waren die vielen Zufälle oder glücklichen Fügungen. Mir kam der Wiederaufbau des Thalheim-Kaufhauses zu einfach vor. Außerdem war die Handlung recht hervorsehbar. Dennoch ermöglicht dieser Roman einen guten Einblick in die ersten Nachkriegsjahre – in die Jahre des Aufbaus.Was mir sehr gut gefallen hat ist die Zeittafel am Ende des Buches. Hier sind alle wichtigen Ereignisse der Jahre 45-51 aufgelistet. Auch sind diese Ereignisse teilweise in die Handlung eingeflochten, wurde alles sehr authentisch wirkt und man nebenbei noch etwas lernt. Der Roman ist wirklich sehr gut und gründlich recherchiert.

Dieser Roman hat mich gut unterhalten. Ich habe Einblick in die Jahre des Aufbaus bekommen und durfte facettenreiche Charaktere kennenlernen. Was mir gar nicht gefällt ist, dass es sich bei den Schwestern vom Ku’Damm um eine Trilogie handelt. Zurzeit scheint es so, als würde jeder Trilogien schreiben. Das finde ich schade, da ich gerne in einem Buch wissen möchte, wie es ausgeht und nicht immer ein Jahr warten müssen, bis es weitergeht. Somit vergebe ich letztendlich dreieinhalb von fünf Sternen. Einen halben Stern ziehe ich ab, da es sich um eine mehrbändige Reihe handelt.