Rezension

Eine neue Dimension des Organhandels

Der Preis des Lebens - Bernhard Kreutner

Der Preis des Lebens
von Bernhard Kreutner

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der bei Benevento_Publishing erschienene Kriminalroman "Der Preis des Lebens" von Bernhard Kreutner befasst sich mit dem schaurigen Thema Organraub. Eine bestens ausgerüstete Organisation von Spezialisten betreibt in der Geschichte einen florierenden Handel mit Wunschorganen für eine zahlungskräftige Kundschaft. Die oft jungen, gesunden Opfer werden gezielt ausgewählt und verschwinden nach Entnahme der benötigten Organe von der Bildfläche. Das ist eine gruselige Vorstellung und ein Geschäftsmodell, dass von deren Erfindern äußerst erfolgreich und völlig empathielos betrieben wird.

Die Polizei wird auf das Existieren dieser Organmaffia erst aufmerksam, als auf dem Wiener Zentralfriedhof zwei Leichen in einem Sarg entdeckt werden, eine "Auferstehung", wie dieser Vorfall zynischerweise bei den skrupellosen Organhändlern genannt wird. Bei dem strafversetzten Ermittler Michael Lenhart und seiner ebenfalls sehr unangepassten Kollegin Sabine Preiss ist der Fall in besten Händen. Bei einem Fall dieser Größenordnung wird natürlich auch die Politik mit ins Boot geholt.

Durch die stetigen Perpektivwechsel kann der Leser auch gut  nachverfolgen, wie die Verbrecherbande auf die wachsende Polizeibedrohung reagiert. Ich fand das Thema sehr interessant und war besonders gespannt, wie die Logistik bei diesem menschenverachtenden Gewerbe wohl funktionieren würde. Unfassbar, aber der Umgang  mit den eigenen Daten trägt wohl deutlich dazu bei, dass das vom Autor gezeichnete Schreckensszenario durchaus machbar erscheint.

Leider bin ich mit dem philosophierenden Ermittler Michael Lenhart nicht so richtig warm geworden. Die teils etwas schwülstigen Dialoge haben mir nicht so gut gefallen. Außerdem hätte der Plot gerne etwas spannender sein können.Trotzdem ist dieser Krimi von Bernhard Kreutner meiner Meinung nach solide Unterhaltung, die zum Nachdenken anregt. Sehr ins Herz geschlossen habe ich den "Bürodrachen" Frau Wolf, die in schönster Mundart parliert und schnell dem Wiener Charme von Ermittler Lenhart erliegt.

Von mir gibt es 3,5  (bzw. aufgerundet 4) Sterne.