Eine realistische Geschichte aus den 1950er Jahren
Bewertet mit 5 Sternen
Die drei Freundinnen Ingrid, Jule und Gerda treffen sich Ende der 1950er Jahre regelmässig jeden Sonntagnachmittag am Badesee etwas ausserhalb ihres Dorfes Eschenbrunn. Nicht weit entfernt liegt Grafenwöhr, auf dessen miliärischem Stützpunkt die Amerikaner stationiert sind. Diese verbringen ihre freien Abende in der Micky Bar, einem Tanzlokal, in dem von einer Musikkapelle heißer Rock'n Roll gespielt wird. Ingrid gelingt es, Jule und Gerda zu überreden, sie in das Tanzlokal zu begleiten, selbst auf die Gefahr hin, von den Dorfbewohnern als "Ami-Liebchen" verschrien zu werden. Sie sehnen sich nach Freiheit und versuchen, ihren eigenen Weg aus den strengen Konventionen der Nachkriegszeit zu finden.
Christina Beer ist es in diesem ersten Teil ihrer neuen Dilogie gelungen, den Geist jener Zeit einzufangen und auf den Leser herüberzubringen. Ich selbst bin in den 1950er Jahren geboren und kann die Ansichten und Gepflogenheiten, die bis weit in die 1970er Jahre hineinreichten, nur bestätigen. So waren Aussagen wie: "solange du die Beine unter meinen Tisch stellst........" geläufig und zu Weihnachten und Geburtstagen bestanden die Geschenke aus dringend benötigter Kleidung. In dieser Zeit versuchen die drei jungen Frauen ihren eigenen Weg, entgegen der Ansichten ihrer erzkonservativen Eltern, zu finden und zu gehen.
Tatsächliche Geschehen hat die Autorin gekonnt mit der fiktiven Handlung verbunden. Nachvollziehbar und lebensecht sind die einzelnen Protagonisten beschrieben. So konnte ich mich in sie hineinversetzen und ihre Gefühle nachvollziehen. Die Handlung, die von unnötigen Längen absieht und Unwichtigkeiten überspringt, hat mich gefesselt, zumal auch Konfliktsituationen angesprochen werden, über die man heute nur ungläubig den Kopf schütteln würde.
Jetzt heißt es geduldig bis Dezember 2024 auf die Fortsetzung "Für immer, Darling" zu warten.
Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter. 5 Sterne.