Rezension

Eine schöne Geschichte, die jedoch nicht meinen Nerv getroffen hat.

Als die Bücher flüstern lernten (Die Geschichtenspringer 1) - Felicitas Brandt

Als die Bücher flüstern lernten (Die Geschichtenspringer 1)
von Felicitas Brandt

Bewertet mit 3 Sternen

Zum Inhalt: 

**WENN FEENSTAUB GESCHICHTEN LEBENDIG MACHT…**

Als Waisenkind hat die 17-jährige Hope schon früh gelernt, niemandem außer sich selbst zu vertrauen. Mit Ausnahme von ihren Büchern natürlich und den Geschichten, die diese ihr zuflüstern. Bis sie eines Nachts in das Haus einer reichen Familie einbricht, um sich in deren riesigen Bibliothek zu bedienen, und bei ihrem Buch-Streifzug auf frischer Tat ertappt wird. Während Hope schon aus reiner Gewohnheit eine Abwehrhaltung gegenüber dem absolut nerdigen, aber zugegebenermaßen ziemlich süßen Jungen einnimmt, scheint dieser alles andere im Sinn zu haben, als sie zu verraten. Doch noch bevor Hope herausfinden kann, was genau es mit diesem Sam auf sich hat, werden sie unverhofft in eines der Bücher hineingezogen und landen… ja, wo eigentlich?

Über die Autorin: 

Felicitas Brandt, wohnhaft in dem kleinen Holzwickede, konnte die Finger noch nie von Büchern lassen. Während des Abiturs begann sie, ihre eigenen Geschichten zu schreiben, Figuren ins Leben zu rufen und neue Welten zu erschaffen. Sie möchte die Menschen damit berühren, zum Nachdenken, Lachen und Weinen bringen. Ihr Traum: eine Hütte in der freien Natur, zwei große Hunde vor einem prasselnden Kaminfeuer, Laptop auf dem Schoß, den Geruch alter Bücher und Kakao in der Nase und die Idee einer neuen Geschichte vor den Augen.

Mein Fazit und meine Rezension: 

Hope hat kein leichtes Leben. Bereits in jungen Jahren erfährt sie wie es ist vollkommen allein zu sein. Als Vollwaise wurde sie liebevoll von einer älteren Dame aufgenommen und in die Welt der Familie eingeführt - bis diese stirbt und der Traum eines normalen Lebens plötzlich wie eine Seifenblase zerplatzt. Von da an ist Hope auf der Flucht. Auf der Flucht vor der Polizei und den Behörden, die sie in ein Heim stecken wollen. Sie ist immerhin 17 Jahre alt und kommt ganz alleine klar. Bis zu jenem Tag hat sie es auch wirklich selbst geglaubt, doch irgendwann kommt immer ein Neuanfang unerwartet daher. Dass sie etwas Besonderes ist, hat sie niemals geglaubt, obwohl sie einen Schlüssel gefunden hat, der auf wundersame Weise alle Schlösser öffnet und der ihr so Zugang zu den Bibliotheken ihrer Mitmenschen gibt. Denn etwas ist doch sehr merkwürdig: in ihrer Nähe beginnen einige Bücher zu flüstern! Hope weiß nicht, was es damit auf sich hat, doch sie weiß, wo sie des Rätsels Lösung finden kann: in einer kleinen Schatzkiste, die sie schon als Kind bei sich getragen hat und die ihr von der Familie der alten Lady weggenommen wurde. Ob sie das Rätsel um die flüsternden Bücher lösen kann und so vielleicht nicht nur mehr über ihre Familie, sondern auch über sich herausfinden kann? Doch bevor sie mehr herausfinden kann, landet sie mit einem ihr bekannten und doch fremden Jungen in einem der Bücher ... ob sie dort jemals wieder herauskommen? Lest selbst!

Hope hat schon viel durchmachen müssen. Das merkt man dem jungen Mädchen einfach an. Es hat kein Zuhause, keine Familie und wird wohl immer nur herumgeschubst - auch in der Gesellschaft selbst ist sie nicht gern gesehen, das merkt man an der harschen Reaktion der Leute. Dabei kann die 17-Jährige noch nicht einmal etwas dafür, denn an ihre Familie erinnert sie sich nicht mehr. Nur an die liebevolle alte Lady, die sie aufgenommen hat und bei der sie leben durfte - bis diese starb. Dann verschwand auch diese "Familie" aus ihrem Leben. Und Hope ist wieder auf der Flucht. Kein Wunder also, dass sie niemandem vertraut, alle Leute auf Abstand hält und ein ziemlich loses Mundwerk hat. Sie errichtet selbst eine Mauer der Isolation um sich herum, um nicht verletzt zu werden. Dabei umgeben sie so viele Geheimnisse, die es wirklich schwer machen, nicht neugierig auf das kleine Mädchen zu werden!

Als sie eines Nachts während einer Einbruchstour auf Sam ("Ernie") trifft, den sie aus ihrer Vergangenheit zu erkennen scheint, ändert sich das jedoch schlagartig, denn Sam ist niemand, der so schnell aufgibt und auch niemand, der sie so einfach wieder ziehen lassen will. Mitten in einem Handgemenge landen die beiden in einem der Bücher der Bibliothek und - als ob das nicht schon genug wäre - werden angegriffen. Hope entdeckt seltsame Fähigkeiten, die ihr Leben retten, aber woher stammen diese? Und ist es alles wahr oder doch nur ein Traum, der zerplatzt, sobald sie wieder Zuhause sind? Sam auf jeden Fall weiß, dass er von diesem Mädchen nicht mehr los lassen kann. Er folgt ihr auf Schritt und Tritt ("Jeder braucht einen Sam!") und weiß auch den Leser mit einigen Marvel-Comic- Anekdoten oder einfach nur Filmen und Serien der heutigen Zeit zu unterhalten. Dabei ist Sam kein "einfacher" Junge, sondern ein Junge aus wohlhabenden Hause mit einer ihn liebenden Familie. 

Die Geschichte rund um die zauberhafte Welt der Bücher, das Reingezogenwerden und das wieder Herausfinden, ist schon süß gewählt und es hat auch Spaß gemacht, sie zu lesen. Obwohl ich mehr als einmal über die Sprache gestolpert bin. Die beiden Jugendlichen unterhalten sich in der Sprache ihrer Zeit und damit meine ich nicht nur den Slang, sondern auch die Kraftausdrücke. Ja, anfangs war es lustig und man hat oftmals geschmunzelt, gegen Ende wurde es aber viel zu viel. Hope wurde regelrecht aggressiv, hat sich mit jedem angelegt und Sam erinnerte mich wirklich an eine Kopie aus dem Film mit dem berühmten Ring, den man - um ihn zu zerstören - in einen Vulkan schmeißen muss (man merkt, dass auch diese Geschichte mit ihren Helden nicht sonderlich zugesagt hat). Zeitweilig hat es mir als Leser regelrecht die Nerven geraubt! 

Die aufgebaute Geschichte um die Reise in die Bücher ist auch eine tolle Idee, obwohl man dort auch nicht wirklich einem Schema folgen kann, da beide nie in dem Buch gelandet sind, was aufgeschlagen wurde, was mich etwas verwundert hat. Was aber genau dahinter steckt, werde ich jetzt nicht verraten, da es einem Spoiler gleich käme. Näher kann ich also nicht darauf eingehen. 

Auch das Ende der Geschichte kam meiner Meinung nach viel zu schnell. Zuerst wurde alles als Geheimnis aufgebauscht, um dann im Hau-Ruck-Verfahren schnell abgehandelt zu werden, Geheimnisse zu lüften und Lösungen zu finden und ja ... auch hier nicht näheres dazu. Wer das Buch gelesen hat, weiß was ich meine. Im Übrigen ist gegen Ende nicht mehr viel vom Jugendbuch vorhanden, da wird meines Erachtens das Genre doch noch einmal grundlegend gewechselt. 

Mein Fazit zu dem Buch lautet: Die Autorin hat wirklich einen Schreibstil, der den Leser nicht so schnell los lässt - ob die Wortwahl immer unbedingt die Richtige ist, vermag ich zu bezweifeln, meins war es nicht. Die Geschichte um die zauberhafte Welt der Bücher ist wirklich wunderschön, obwohl mir da doch sehr der rote Faden gefehlt hat und es auch gerade in einer Szene (bzw. vielen aufeinanderfolgenden) etwas zu viel des Guten wurde. Die beiden Hauptcharaktere sind stark ausgebildet, auch wenn sie nicht meinem Ideal entsprechen und sich die halbe Zeit nur verbal Schlagabtausche liefern, um Kräfte zu messen ... Ich kann jedem das Buch, der das Fantasy-Genre liebt empfehlen, insbesondere, wenn er Jugendbücher liebt! Doch hatte ich mir von der Geschichte etwas Anderes erhofft.