Rezension

Eine Stunde ist für alles zu lang

Dämmerschlaf - Edith Wharton

Dämmerschlaf
von Edith Wharton

Bewertet mit 5 Sternen

Wegen Terminabsagen hat Pauline Manford plötzlich eine ganze Stunde in ihrem sonst minutiös ausgearbeiteten Terminplan frei. „Eine Stunde ist für alles zu lang“, sagt sie und besonders wenn man gezwungen ist sich selber zu beschäftigen. Denn ihr, als Mitglied der High Society von New York in den goldenen Zwanziger Jahren, ist es fast bis zur Perfektion gelungen im Zustand des schmerzfreien Dämmerschlafs zu leben, ausgefüllt mit rhythmischer Gymnastik, Maniküre, Komitee.- und Partyplanungen und Wunderheilern. Wenn da nicht verschiedenste Familienprobleme wären, wie zum Beispiel die anstehende Trennung von ihrem Sohn Jim und seiner Frau, die Selbstverwirklichung sucht. Flüssig zu lesen bekommt man detaillierte Einblicke in die Gedanken der Personen und trotzdem bleibt vieles an der Oberfläche und genau das ist der Punkt, der das Buch aus macht. Eine brillante und messerscharf analysierte fast satirische Gesellschaftskritik, die zwischen all der Oberflächlichkeit hervorquillt. Bedenkt man, dass das Buch vor über 80 Jahren erschien ist es doch immer noch oder wieder hoch aktuell.