Rezension

Eine unglaublich traurige Geschichte mit wunderbarer Sprache erzählt

Die Schönheit der Rosalind Bone -

Die Schönheit der Rosalind Bone
von Alex McCarthy

Bewertet mit 5 Sternen

Dieser Roman hat mich umgehauen. Schon das Cover ist unglaublich gut. Je länger ich auf das Gesicht des Mädchens schaue, um so mehr erzählt es mir. Seine Augen drücken schier Unaussprechliches aus. Im Buch finden sich kurze Informationen über die Autorin. Wir erfahren, das Alex McCarthy ein Studium an der London Contemporary Dance School absolviert hat und auch einige Jahre als Tänzerin und Choreografin gearbeitet hat. Das spiegelt sich sehr stark in der Herangehensweise an diese Geschichte wieder. Ihre Sprache erscheint mir wie ein Ballett. Sie ist sehr feinfühlig, sehr differenziert, sehr nuanciert. Die Übersetzung durch Silke Jellinghaus ist wunderbar. Mit dem Genuss an der Erzahlweise wird die Grauenhaftigkeit der Ereignisse in "Schattental" überhaupt erst fassbar.
Die Geschichte selbst ist deshalb so interessant, weil es um die alltäglichen Dinge geht, über die geschwiegen wird, die unter den Teppich gekehrt werden und mit denen die Betroffenen sich selbst überlassen sind. Angesiedelt in einem kleinen walisischen Dorf mit dem sperrig anmutenden Namen Cwmcysgod (gesprochen Kumkasgott) finden wir die ganze Klaviatur der typische Charaktere. Empathielosigkeit, Egozentrik, Sprachlosigkeit, Gleichgültigkeit, Missbrauch machen die Situation aus. Während sich die Verhältnisse leider nicht verändern (können?) , gelingt es den Protagonisten am Ende einander beizustehen, indem sie Mitgefühl, Akzeptanz und Vergebung füreinander aufbringen. Ansonsten wäre die Geschichte wohl gar nicht auszuhalten.
Die Leistung des Buches besteht vor allem darin, das Ungeheuerliche schonungslos offen auszudrücken und das Unerzählbare zu berichten.
Ich finde diesen Roman wunderschön und enorm wichtig. Sehr gern gebe ich eine klare Leseempfehlung.