Rezension

Harte Realität in poetischer Sprache

Die Schönheit der Rosalind Bone -

Die Schönheit der Rosalind Bone
von Alex McCarthy

Bewertet mit 4 Sternen

In "Die Schönheit der Rosalind Bone" taucht man ein in die düstere und beklemmende Welt eines walisischen Dorfes, in dem zwar jeder jeden beobachtet, aber bei Problemen intensiv wegschaut und geschwiegen wird. So ist Rosalind Bone von mehreren Jahrzehnten vom Erdboden verschwunden, aber erst ihre Nichte Catrin stellt Nachforschungen an. 

Besonders beeindruckend ist McCarthys Fähigkeit, auf wenigen Seiten ein dichtes Bild dieses Dorfes zu entwerfen. Durch die Augen verschiedener Figuren lernen wir die Verstrickungen innerhalb der Dorfgemeinschaft nach und nach kennen. Dabei wird schnell deutlich, wie viel Gewalt, Angst, Trauer und Wut in den scheinbar idyllischen Kulissen verborgen liegt. Die poetische Sprache des Autors verleiht der Geschichte eine ganz eigene Atmosphäre und ermöglicht es dem Leser, tief in die Gedanken- und Gefühlswelt der Charaktere einzutauchen. Dabei schreckt die Autorin nicht zurück, auch die Perspektive von Tätern zu übernehmen. Zudem werden dadurch die unterschiedlichen Sichtweisen auf dasselbe Ereignis deutlich. Hoffnung macht die Figur Catrin, die mit ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit das Wegschauen und Nichtstun in Frage stellt und damit den Kern der gesellschaftlichen Missstände im Dorf offenlegt.

"Die Schönheit der Rosalind Bone" ist mehr als nur ein Roman, es ist eine eindringliche Auseinandersetzung mit Themen wie Gewalt gegen Frauen, Verdrängung und dem Streben nach Gerechtigkeit. McCarthy gelingt es, diese schwierigen Themen mit Sensibilität und Tiefe zu behandeln, ohne dabei an Intensität zu verlieren. Ein Buch, das noch lange nachklingt und zum Nachdenken anregt.