Rezension

Eine Welt ohne Selbstbestimmung

Der Würfel - Bijan Moini

Der Würfel
von Bijan Moini

In diesem Buch begleiten wir Taso in eine Welt, in der ein scheinbar allwissender Algorithmus (Der Würfel) die Menschen in Deutschland lenkt. Mit entsprechender Hardware versehen bewegen sich die Menschen in einer Augmented Reality, die sie nur das wahrnehmen lässt, was der Würfel ihnen zeigen möchte. Es wird sich darum bemüht seinen Pred-Score (predictability) möglichst zu steigern, indem man sämtliche Daten und sein eigenes Verhalten dem Algorithmus zur Verfügung stellt. Für manche ein Fluch, für andere ein Segen. 

Moini greift in seinem Debütroman ein Thema auf, was für den heute lebenden Menschen schon bald zur Realität werden könnte. Deshalb ist die Thematik nicht oft genug in Büchern, wie auch diesem, immer wieder zu beleuchten, um hoffentlich ein Bewusstsein für das bereits schon jetzt vorherrschende System zu schaffen. Deshalb: ein wichtiges Buch zur richtigen Zeit. 
Für den interessierten Leser, der sich häufiger mit diesem Themenbereich beschäftigt, bringt der Autor jedoch kaum neue Ideen ins Feld. Es geschieht nur selten Unvorhergesehenes, bis auf das Ende... aber das soll hier ja nicht verraten werden. 
Der Protagonist Taso scheint als Mensch wenig psychologische Tiefe zu besitzen. Er wechselt leichtfertig Einstellungen und handelt kurzentschlossen mal in die eine, mal in die andere Richtung. Mehr Zeit zur Charakterentwicklung im Verlaufe des Buches, und somit ein Strecken des Zeitraumes, in dem das Buch spielt, hätte der Nachvollziehbarkeit und damit dem Roman gut getan. Die im Klappentext angedeutete Liebesgeschichte erscheint flach, wenig empathisch nachvollziehbar und eher störend. Insgesamt konnte mich das Buch zuletzt, vor allem aufgrund des Endes dann doch noch positiv überzeugen. 
Es wird beiden Seiten der Diskussion um Datenschutz die Möglichkeit eingeräumt, Argumente ins Feld zu führen und macht es dadurch schwerer in einfachem Schwarz-Weiß-Denken zu verharren. Ob man nun den Datensammel-Algorithmus-Affinen oder den -Zweiflern angehört, die Positionen der jeweiligen Gegenseite werden einem klarer. Hier kommt wahrscheinlich der juristische Hintergrund des Autors zum Tragen. Dies sieht man auch aufgrund der sehr realistischen Vision einer möglichen Rechtslage in dieser Zukunft, die Menschen, die sich für ein Leben offline entscheiden, trotzdem (noch) gewisse Sicherheit bietet. 
Nicht zuletzt ist dieses Buch auch deshalb empfehlenswert für eine Lektüre. Leser, die sich häufiger in diesem Themenbereich bewegen, sollten aber nicht zu viel Neues vom Buch erwarten.