Rezension

Eine Wucht von einem Buch!

Heilige und andere Tote - Jess Kidd

Heilige und andere Tote
von Jess Kidd

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Bridlemere - ein herrschaftliches Anwesen im Westen Londons, das seine besten Tage bereits gesehen hat. Hier haust mutterseelenallein Cathal Flood. Einst Antiquitäten- und Kuriositätenhändler ist er längst zu einem Messie verkommen. Sein Sohn hofft, ihn auf Dauer in ein Altenheim verfrachten zu können. Die Neueste in der endlosen Reihe erfolgloser und unterbezahlter Sozialarbeiter, die Cathal nun zur Räson bringen soll, ist Maud Drennan. Unter den wüsten Beschimpfungen des Alten zieht sie beherzt gegen Dreck und Müll zu Felde. Doch trotz aller Unerschrockenheit ist ihr Bridlemere unheimlich. Überall im Haus scheinen verschlüsselte Botschaften zu warten. Wie das Foto von zwei Kindern, auf dem das Gesicht des Mädchens weggebrannt ist. Hat Flood eine Tochter? Wieso weiß niemand von ihr? Und warum hasst er seinen Sohn so sehr? Auch der Tod seiner Frau wirft Fragen über Fragen auf.

Maud würde am liebsten alle bedrückenden Hinweise ignorieren. Doch ihre leicht bizarre Vermieterin Renata, die für ihr Leben gern Detektiv spielt, und eine Horde marodierender Heiliger, die nur Maud sehen kann, wittern längst ein Verbrechen.

Meine Meinung:

Was für eine Wucht von einem Buch! Bin völlig überwältigt von so vielen Ereignissen, eigenartigen Charakteren, Müllhalden und mystischen Geschehnissen in Mr. Floods Messie-Haus, Füchsen und Katzen, verschwundenen Mädchen, Geheimnisse um Lebende und Tote und dazu noch untote Heilige, die dauernd auftauchen. Und Maud, Sozialbetreuerin des alten Mr. Flood und Hauptfigur in diesem Buch, lässt uns zwischendurch auch noch einen Blick in ihre Vergangenheit werfen, wo wir erfahren, dass ihr Schwester in ihrer Kindheit verschwunden ist.

Wie man das alles zusammenkriegt, ohne übertrieben und kitschig zu wirken? Das ist die große Kunst der Autorin Jess Kidd, denn das Überzeugende an diesem Buch ist ihr bildhafter, oft auch poetischer Schreibstil gemischt mit überbordend viel Phantasie und dazu noch einer guten Portion Humor! Und zu alledem schafft sie es auch noch, eine Spannung reinzubringen, die den Leser bis zum Ende rätseln und vermuten lässt: Was ist passiert? Wer lügt? Wer führt was im Schilde und warum?

Obwohl ich mehr die realistischen Geschichten mag und überhaupt kein Freund von Fantasy und so was bin, hat mich dieses Buch wirklich gepackt. Bereits im Vorgängerbuch "Der Freund der Toten" tauchten verstorbene Verwandten wie selbstverständlich in der Handlung auf. Hier sind es nun Heilige (mit verschiedenen klangvollen Namen und unterschiedlichen Funktionen, denen sie dienen, z. B. "St. Dymphna (Harmonie in der Familie, Wahnsinn und Ausreißer)"), die mich anfangs nicht überzeugen konnten, es kam mir ein wenig zu ähnlich mit dem anderen Buch vor. Aber im Laufe der Geschichte gewöhnte ich mich dran, sie gehörten einfach irgendwie dazu. Tauchten in Mauds Nähe auf und gaben ihr so manchen Ratschlag zur aktuellen Situation. Und das ist wieder der Schreibkunst der Autorin zu verdanken: diese Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit, mit der sie Heilige, Mystisches und Übersinnliches einbaut.

Zum Inhalt, den vielen Spekulationen beim Lesen, die oft nicht absehbaren Wendungen, möchte ich nicht mehr verraten, denn das muss man wirklich selbst gelesen haben! Von mir eine volle Empfehlung für dieses spannende, phantasievolle, witzig-skurrile und erfrischend anders geschriebene Buch!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 30. September 2018 um 17:59

Das ist was für Stevie! Der mag Skurriles. Von der Autorin habe ich schon mal was gelesen, das mir gefallen hat. "Der Freund der Toten."

UJac kommentierte am 30. September 2018 um 23:11

Ja Wanda, "Der Freund der Toten" hab ich auch gelesen, das hier ist anders, aber auch so gut!

wandagreen kommentierte am 30. September 2018 um 23:36

Gewonnen. WuLi.