Rezension

Eine wunderbare, lebendig geschriebene Geschichte, die keine einzige Sekunde langweilig ist

Land in Sicht - Kristina Steffan

Land in Sicht
von Kristina Steffan

Bewertet mit 5 Sternen

Diese Rezension bezieht sich auf die Taschenbuchausgabe, leider nicht hier aufgelistet.

Veränderungen im Leben, wenn dies bislang genau durchorganisiert, strukturiert abläuft? Doch das Leben fragt dich nicht, es macht einfach. Und Ruck-zuck kann es ganz schön stürmig werden!

Genauso ergeht es Lotta, nachdem ihre geliebte Oma verstorben ist. Denn was nun auch Charlotta Ellenberg, genannt Lotta, zukommt, ahnt sie nur ein klitzekleines bisschen. Schlimm genug, dass sie auch noch ihre Schwester Lea informieren muss, ihre Mutter in Thailand ist und alles an ihr wieder einmal hängen bleibt. Gefühle zu zeigen, dafür ist kein Platz, keine Zeit, das machen die anderen.

Lotta konnte gar nicht anders, hatte sie doch nach dem Tod des Vaters irgendwie die Bürde der Verantwortung nicht nur für Lea übernommen. Eigentlich hatte sie doch ihr Leben im  Griff oder? Und nun war Oma nicht mehr da.

Auf nach Droggendiel, dem Wohnsitz der verstorbenen Oma Else. Hier auf dem Dorf hielt man zusammen, war eine Gemeinschaft. Dies werden beide Schwestern im Laufe der Handlung erfahren – von Anfang an. Diese Droggendieler sind schon ein ganz besonderes Volk.

Der große Knall kommt bei der Testamentseröffnung. Natürlich wusste Oma um das sehr angespannte Verhältnis zwischen den beiden Schwestern. Ältere Leute sind weise. Und in ihrer Videobotschaft, die beim Notar abgespielt wird, spricht sie wunderbare Worte zu den drei Frauen. Mensch Lotta, du kannst ja Gefühle zeigen.

Nun aber heißt es für beide Schwestern, entweder in die Hände spucken, das Projekt anpacken, Omas Haus renovieren und ein Jahr zusammen dort wohnen oder ...

Sie raufen, zanken, streiten, die Fetzen fliegen, aber sie gehen die Sanierung bzw. Renovierung des alten Hauses an. Wochenlanges Arbeiten, das Miteinander der beiden, ihr gestörtes Verhältnis zueinander wird genauso einer Generalüberholung unterzogen wie das alte Haus. Wenngleich das Leben der einen chaotisch scheint, kommandiert von Lotta, ist der Autorin eine sehr authentische Darstellung gelungen. Wie aus dem Leben gegriffen ...

Doch irgendwann kam ein Zeitpunkt meinerseits, wo ich innerlich Lea zugerufen habe, nun mach doch endlich deinen Mund auf! Sag ihr, was los ist. Alex, der gute Bekannte an Leas Seite, anfangs erschien er als nur mitlaufende Nebencharaktere, hat mir gut gefallen. Denn das er Leas Ruhepol ist, zeigt sich häppchenweise.

Erik, der seltsame Nachbar von Lea und Lotta, auch „Graf“ genannt, erweist sich von Anfang an als eine sehr zurückhaltende Charaktere. So wie Lotta ist auch er in seinem Leben von einem geliebten Menschen sehr verletzt worden. Das er prominent ist und ein von, erfährt der Leser so ganz nebenbei. Hier hat die Autorin es gut beschrieben, ohne in eine kitschige Schiene abzudriften. Was es nun mit Erik und seinen schokoladigen Verführungen auf sich hat, lest selbst.

Wohin geht die Reise der beiden Schwestern? Blut ist bekanntlich dicker als Wasser, und genau das zeigt sich in dieser tollen Geschichte.

Man muss sich selbst und anderen nur eine Chance geben, etwas ändern zu wollen, sich nicht immer nur die Wunden lecken, dann läuft es auch bald wieder rund.

DANK an Oma Else, die mit ihren fünfundachtzig Jahren sehr weise und vorausschauend dem Leben der beiden Schwestern in dieser fiktiven Geschichte einen ordentlichen Ruck gegeben hat.