Rezension

eine wundervolle, berührende Geschichte um den Wert des Lebens - Neonatologie

Das Leben in unseren Händen -

Das Leben in unseren Händen
von Eva Neiss

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: Die jüdischen Schwestern Hannah und Ada Rosenbaum schaffen es mit dem letzten Schiff von Deutschland nach Amerika zu flüchten, ehe der Krieg ausbricht.Adas Kind kommt verfrüht zur Welt und gelangt in die Obhut des Neonatologen Dr.Couney. Als Krankenschwester erhält sie die Möglichkeit, ihren Traum zur Ärztin zu verwirklichen, doch die Opfer, die sie bringen muss, sind hoch...

Meinung: Die Geschichte um den speziellen Arzt Dr.Couney mit dem Leben der Geschwister Rosenbaum zu verweben, ist absolut berührend und mitreißend gelungen. Einblicke in die Rettung von Frühgeborenen zu erhalten, mit welchen Methoden, mit welcher Hingabe und das zu Zeiten des 2.Weltkrieges waren äußerst interessant. So kurios es damals ablief, besonders mit den Ausstellungen, um diese Versorgung finanziell zu sichern, ist es sehr beeindruckend, je mehr man die Hintergründe versteht.

Dieser Roman hält viele Überraschungen parat und in Hannah hat man eine rücksichtsvolle, selbstlose und hingebungsvolle junge Frau, die zu sämtlichen Opfern bereit ist, selbst wenn es Rückschläge und Verzicht bedeutet. Mit ihrer Schwester Ada muss man warm werden, ihre Art im Umgang mit allem, ihr Desinteresse und ihre andauernde Gefühlskälte haben mich öfter schockiert, doch die Autorin versteht es, immer mehr hinter diese Fassade blicken zu lassen.

Mit interessanten Eindrücken des Lebens in Amerika, den medizinischen Fortschritten aber auch Diskussionen über den Wert eines Lebens wird unterhaltsam, teilweise aber auch ungewöhnlich die Geschichte um die junge Medizinstudentin Hannah erzählt. Gleichzeitig wird aber auch über das Vorgehen gegen Juden in Europa berichtet, was einem immer wieder Gänsehaut verschafft, besonders weil die beiden Schwestern auch davon betroffen sind.

Die Charaktere sind intensiv erarbeitet, in einer Ära, wo vieles nicht an die Öffentlichkeit kommen durfte, wo die Zweiklassengesellschaft und der Stellenwert der Frau auch dort sehr präsent war.Es gibt viele Personen, die man ins Herz schließt, ihren Einsatz, ihre Entschlossenheit und Träume schätzt und bei anderen braucht es eine Weile, weil sie nach außen hin etwas abweisend, zurückhaltend und skeptisch wirken.

Fazit: Dieser Roman ist ein ganz besonderes Leseerlebnis, mit so vielen überraschenden Wendungen, beeindruckenden Einblicken in die Frühchenversorgung und einer sympathischen jungen Frau, die auf ihre Weise für ein bisschen Gerechtigkeit kämpft, auch wenn sie selbst viel aufgeben muss. Die Autorin hat einen flüssigen, gefühlvollen Schreibstil, besonders wenn es um Hannahs Gedankenwelt geht. Ab und zu hätte ich mir gewünscht, dass sie mehr aus sich herauskommt, teilweise war es mir zu naiv, zu aufopfernd und zurückhaltend und es hätte gern noch intensivere Einblicke in Dr.Couneys Tätigkeit geben dürfen.

Das Cover und der Titel hätten nicht passender sein können, das hat mich zusammen mit der Vorschau sehr beeindruckt und war mit kaufentscheidend.

Ein schönes, wertvolles Leseerlebnis mit etlichen historisch belegten Persönlichkeiten und Aufschluss in ihre Tätigkeit, an das man sich gern zurückerinnert.

„Aber mein Vater meinte, dass jeder Sinn erst dann verloren sei, wenn man nicht mehr an bessere Zeiten glauben könne.“ (Buchzitat)