Rezension

Ein Roman, der sich zu lesen lohnt! Nachdenklich berührend, eben besonders

Das Leben in unseren Händen -

Das Leben in unseren Händen
von Eva Neiss

Bewertet mit 5 Sternen

Ellis Island, New York, im Mai 1939. Vor gut sechs Wochen waren die Schwestern Hannah und Ada Rosenbaum mit dem Schiff aus Deutschland angekommen. Noch immer saßen sie hier fest und warteten darauf, dass sie die Insel verlassen und ein neues Leben anfangen konnten. Aus ihrer Heimatstadt vertrieben, in Frankfurt bei Verwandten untergekommen, hatte der Vater für sie alle die Auswanderung beschlossen und sich gekümmert. Doch durch Umstände konnten sie nicht gemeinsam auf einem Schiff reisen. Die Eltern mit dem jüngeren Bruder Rudi würden nachkommen. Ada ist schwanger, was sie aber verheimlichen. Denn dann könnte sie nicht in die USA einreisen. Hannah ist gelernte Krankenschwester und wollte später Ärztin werden. Ada liebte das Leben. Auf dem Papier waren sie Juden, aber dennoch getauft. Endlich wurden sie von Judith, die Schwester ihres Vaters, und ihrem Mann abgeholt. Und bei Ada setzen die Wehen ein. Zu früh. Im Krankenhaus wird dem Würmchen keine Lebenschance eingeräumt. Doch Hannah erhält den Tip von einer Schwester, dass es einen Arzt gäbe, der sich um Frühchen kümmere, Dr. Couney. Hier wird Sarah, so heißt die Kleine, hingebracht. Jeden Tag fährt Hannah dort hin, während Ada keinerlei Interesse an ihrem Baby zeigt. Ab hier beginnt der Blick in das Wirken des Dr. Couney, der ein Pionier in der Frühgeborenenmedizin ist. Sein Wirken rettet viele dieser Kleinen. Aber es werden auch die Schwierigkeiten, finanziell und so, aufgezeigt. Bei Dr. Couney lernt Hannah Nathan kennen, der dort als Doktor arbeitet. Er steht ihr zur Seite, und bestärkt sie darin, ihren Traum Ärztin zu werden nicht aus den Augen zu verlieren.
Ada geht ihren Weg und nimmt Hannah ein Versprechen ab. So wird Sarah Hannahs Tochter. Das Leben bei der Tante und dem Onkel ist nicht einfach, aber sie arrangieren sich. Gleichzeitig ist das Schicksal der Eltern und von Rudi offen. Diese waren auf der St. Louis. Kuba verwehrte die Einreise und letztendlich kehrte das Schiff nach Europa zurück, wo es in Antwerpen anlegte. Vielleicht habt ihr ja den Film gesehen. Mich hat dieser tief berührt.
Auch wenn sie beide Schwestern ein neues Leben aufbauten, das Hoffen und Bangen um die Zurückgebliebenen bleibt. Es ist nicht nur die fiktive Geschichte um Hannah und Ada, die fesselnd geschrieben ist. Da ist dieser wunderbare Dr. Couney, von dem ich so vorher nichts wußte, dessen Handeln und Wirken um die Frühgeborenen ein maßgeblicher Wegbereiter in die Zukunft der Neonatologie ist. Die medizinischen Fakten all das war hochinteressant geschrieben und zu lesen.
Hannah und Ada, zwei so unterschiedliche Schwestern, aber dennoch immer miteinander verbunden.
Oft ist es das Cover, was den Blick auf das Buch lenkt. Wie auch in diesem Fall. Der Klappentext verstärkt den Entschluss, diesen Roman zu lesen.
"Das Leben in unseren Händen" - eine Reise in die Vergangenheit. Themen wie (mal wieder) die Judenverfolgung, Auswanderung, Ausgrenzung, und dann Dr. Couney, der über 50 Jahre seines Lebens der Rettung von Frühgeborenen widmete. Ich gehe bewusst nicht zu intensiv auf die Geschichte ein. Das Buch überzeugt durch all die Themen mit dem historischen Hintergrund und so gebe ich meine absolute Leseempfehlung.