Rezension

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Einfach eine berührende Geschichte

Wie die Luft zum Atmen - Brittainy C. Cherry

Wie die Luft zum Atmen
von Brittainy C. Cherry

Bewertet mit 4 Sternen

nhalt:

 

Elisabeth und Tristan. Zwei Menschen, die schlimmes erlebt haben und gebrochen sind. Dennoch führt das Schicksal die beiden zusammen, umeinander Halt und Liebe zu geben. Nach anfänglichen Schwierigkeiten nähern sich beide an bis das Leben wieder gnadenlos zu schlägt und droht alles zu zerstören, was sie sich mühsam aufgebaut haben. Werden die beiden es dennoch schaffen dem Sturm Stand zu halten? Oder werden sie daran endgültig zerbrechen?

 

 

Meine Meinung:

 

!!! Achtung, die Rezension kann Spoiler zum Inhalt haben !!!

 

Nachdem ich den zweiten Band „Wie das Feuer zwischen uns“ bei einer Buchverlosung gewonnen habe, wollte ich zuerst den ersten noch lesen. Und ich habe es nicht bereut. Die ganze Geschichte ist im Großen und Ganzen vom Ablauf zwar etwas vorhersehbar, hat mich persönlich aber nicht weiter gestört. Dafür hat es mich umso mehr überrascht, als ich eines besseren belehrt wurde und die Geschichte eben doch nicht ganz nach Schema F abläuft.

 

Der erste Blick auf die Handlung zeigt zwei Menschen, die Schicksalsschläge erfahren haben, sich anfangs nicht leiden können und dann durch Zufälle und Schicksal doch noch zueinander finden. Was am Anfang als so leichte Kost gesehen wird, entpuppt sich ziemlich bald als wesentlich tiefgründiger als angenommen. Liz und Tristan haben beide mit ihren Verlusten zu kämpfen und sind innerlich zerbrochen. Beide lassen sich aufeinander ein, um sich vorstellen zu können, dass ihr Partner noch bei ihnen ist. Diese Idee fand ich etwas makaber, konnte aber auch irgendwie verstehen, warum sie so handeln. Beide sind verletzt, beide sehnen sich nach ihren Partnern. Warum also nicht den anderen dazu „benutzen“?

 

Zum Glück geht es im Buch nicht nur um diese verdrehte Sichtweise, sondern vielmehr um das generelle Verarbeiten von Verlusten, klarkommen mit dem Schmerz und dem Zurückfinden in das Leben. Dieser Aufbau, die Schilderungen und Beschreibungen haben mir sehr gut gefallen und haben mich zutiefst berührt. Denn wer kennt es nicht, das Gefühl einen geliebten Menschen zu verlieren? Es bringt einen zum Nachdenken und selbst reflektieren. Dadurch, dass es für mich teilweise etwas überspitzt dargestellt wurde, macht es aber umso lesenswerter und regt einen noch mehr zum Nachdenken an.

 

Das alles hört sich jetzt etwas deprimierend an, aber so ist das Buch zum Glück nicht. Natürlich gibt es auch einzelne Stellen, an dem die Protagonisten zusammen brechen und einfach nicht mehr können, diese bleiben aber die Ausnahme.

 

Es geht wirklich viel mehr darum, wie beide mit Hilfe des anderen wieder ins Leben zurück finden, ihre Freude am Leben, die Liebe und das Vertrauen zu anderen. Das hat mich noch viel mehr bewegt, da es einem Hoffnung gibt, dass man immer jemanden hat oder findet, der einem durch schwere Zeiten hilft.

 

Dabei wurden die Charaktere wunderbar und sehr sympathisch dargestellt. Elisabeth ist alleinerziehende Mutter, die wieder zurück in ihre alte Heimatstadt zieht, um ihren Verlust zu verarbeiten. Sie war mir von Anfang an sympathisch und ich habe sie bewundert wie stark sie ist und weiß was sie im Leben will. Vor allem da sie eine kleine Tochter hat, um die sie sich kümmern muss und dies gelingt ihr. Sie versucht ihr ein unbeschwertes Leben zu ermöglichen, ihr Halt zu geben. Dabei gibt aber auch die Tochter ihr Halt, was mich immer wieder gerührt hat. Je länger die Geschichte ging, desto mehr hat man gesehen was für eine Kämpfernatur sie ist. Sie hat Tristan nie gehen lassen, hat immer wieder darum gekämpft, dass sie einander helfen und sich nicht weg stoßen und genau das hat mir besonders gut gefallen. Es war nicht, wie so oft in solchen Büchern, er stößt mich immer wieder weg, also kann ich irgendwann nicht um ihn kämpfen, weil ich es leid bin etc. Sowas nervt mich immer und ich würde die Person (egal ob Mann oder Frau) am liebsten schütteln und fragen was das eigentlich soll.

 

Tristan ist durch den Verlust gefühlskalt geworden und hat nur seinen Hund an seiner Seite. Doch durch Liz erfährt er langsam wieder, was es heißt zu lieben und zu leben. Aber zwischendurch wollte ich ihn einfach nur schütteln, weil er so stur ist und Liz gegenüber ungerecht. Dennoch ist auch er ein interessanter Charakter, auch wenn er in meinen Augen nicht eine ganz so starke Kämpfernatur ist wie Liz. Er hat sich und das Leben praktisch aufgegeben, aber durch sie zum Glück bemerkt, dass es doch noch lebenswert ist. Diese Wandlung und seine Haltung haben mich fasziniert und gleichzeitig den Kopf schütteln lassen. Es ist schwer einen Verlust zu akzeptieren, verständlich, aber wenn man schon so weit ist und sich öffnet, warum dann sofort wieder dicht machen? Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

 

Der Großteil der Handlung dreht sich eben um diese beiden, deren Schmerzen, Liebe und Vertrauen. Aber die Geschichte nimmt noch eine spannende Wendung, welche die ganze Handlung in einem anderen Licht erscheinen lässt und einen nochmal zum kompletten Reflektieren animiert. Durch diesen Wendepunkt, hat die Geschichte aber auch noch mal an Spannung zu genommen, was mir sehr gut gefallen hat. Diese Dramatik, die dadurch entsteht wirkt keinesfalls gekünstelt und mit Gewalt in die Geschichte gepresst. Nein, sie ergänzt sie perfekt und schließt den Handlungsbogen gekonnt und perfekt zu einem Ganzen.

 

Ein Kritikpunkt habe ich dennoch (deswegen auch nur 4 Sterne). Zwischenzeitlich sind mir die Sprünge zwischen einzelnen Szenen zu schnell. Ich habe nichts gegen Sprünge, da sie die Handlung auflockern und nicht so auf der Stelle treten lassen. Hier waren sie aber manchmal etwas zu plötzlich und gefühlt willkürlich, sodass ich teilweise nochmal eine Passage lesen musste, da ich das Gefühl hatte, etwas überlesen zu haben. Das hat mich dann doch etwas im Lesefluss gestört.

Der Schreibstil dagegen ist leicht und flüssig und hat wirklich Spaß gemacht zu lesen. Auch die Beschreibungen der Umgebung, der Gefühle etc. haben mir gut gefallen und konnten mir eine gute Vorstellung geben, wie es dort ist. Das Buch wird abwechselnd aus Liz‘ und Tristans Sicht erzählt, welche die Sache etwas auflockert und spannender macht.

 

Fazit:

Puh, ja ich weiß, das war jetzt ein ganz schön langer Text. Aber dieses Buch hat mich einfach in seinen Bann gezogen, weil es auf den ersten Blick wie viele anderen wirkte aber dennoch komplett anders ist. Die Autorin versteht es hier die Gefühle auf leben zu lassen, einen mit zu nehmen auf eine schwierige, aber unumgängliche Reise. Er hat mich vieles nochmal neu reflektieren lassen, ein neues Licht auf verschiedene Dinge geworfen und mich aber auch unterhalten, da es eben nicht nur traurig und deprimierend, sondern auch fröhlich und lustig war. Es ist wirklich ein tolles Buch. Viele mögen es vielleicht einfach nur als eine weitere lockere Lektüre mit etwas Dramatik und Schmerz sehen, andere wiederum könnten, so wie ich, auch mehr sehen, tiefer blicken und vielleicht auch neue Hoffnung schöpfen, dass es, egal wie kaputt man ist, immer einen Lichtblick und Hoffnung gibt.