Rezension

Herzschmerz, Lebensschmerz

Wie die Luft zum Atmen - Brittainy C. Cherry

Wie die Luft zum Atmen
von Brittainy C. Cherry

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt/Meinung

„Wie die Luft zum Atmen“ ist nicht mein erstes Buch von XXX (es ist das zweite^^), aber es ist bis jetzt das Buch, was mich am meisten innerlich zerstört und weinend zurückgelassen hat. Ich brauchte Luft zum Atmen und konnte die Geschichte dennoch nicht unterbrechen. Ich schlug die erste Seite auf und schlug es bei der letzten erst wieder zu. Keine Pause, keine Erholung. Selbst wenn ich gewollt hätte, es wäre mir nicht möglich gewesen…
Liz. Eine junge Frau, die irgendwie versucht klarzukommen, nachdem ihr Mann bei einem Autounfall ums Leben kam. Es dauert Monate, bis sie sich aufrappelt, in das gemeinsame Haus zurückzieht und irgendwie versucht zu leben. Liz hat gute Tage und schlechte Tage. Oftmals fallen die dunklen, schlechten Tage einfach so über sie herein, ohne dass sie etwas daran ändern kann. Es ist wie ein Strudel der Trauer, der sie immer weiter herunterzieht und das Entkommen ist nicht in Sicht. Das einzige, was sie wirklich am Leben hält, was sie davon abhält, dieser Dunkelheit nachzugeben, ist ihre Tochter. In ihr findet sie die Kraft, weiterzumachen, egal wie schwer es manchmal scheint.
Auch wenn ich selbst diese Art von Trauer nicht kenne, litt ich mich Liz an diesen dunklen Tagen. Ich weinte mit ihr, ich schrie mit ihr und ich machte gute Miene, wenn nur Verstellen half über den Tag zu kommen. Liz ist stark und nach und nach werden die guten Tage mehr. Sie sucht sich eine Arbeit, nimmt den Kontakt zu alten Freunden wieder auf und dann ist da auch noch der verrückte Nachbar, vor dem alle sie warnen…
Tristan ist wahnsinnig. Verrückt. Vollkommen irre. Er joggt barfuß, hat einen struppigen Bart im Gesicht, redet fast nie und ist zu allen dermaßen unfreundlich, dass ihn die gesamte Nachbarschaft hasst. Niemand will mit dem Irren etwas zu tun haben. Niemand weiß allerdings, dass es in Tristan schwarz ist. Er ist in seiner Trauer um seine Frau und seinen Sohn gefangen und kommt nicht heraus. Er sieht kein Licht, er kann nicht atmen. Er leidet, aber ist auch nicht in der Lage, alldem ein Ende zu setzen. Tristan lebt seine Trauer öffentlich, täglich und hasst sich am meisten. Weil er seine Familie nicht retten konnte, weil er lebt.
Am Anfang dachte ich, Liz und Tristan tun sich nicht gut. Sie zerstören sich selbst mehr, als es einer allein je könnte und sollten die Finger voneinander lassen. Aber dann entsteht in der ganzen Dunkelheit, in dem ganzen Schmerz eine Freundschaft, mit der niemand gerechnet hat und die alles, wirklich alles, ändert! Wenn man ihr eine Chance lässt.
Die Freundschaft ist eine zarte Pflanze, die gepflegt werden muss. Vergisst, ignoriert man sie und nimmt sie für selbstverständlich hin, verkümmert sie und geht letzten Endes ein. Auch unbedachte Worte können dafür sorgen, dass das Wachstum der Freundschaft behindert wird. Am schlimmsten sind Lügen und Intrigen, selbst wenn niemand mit ihnen gerechnet hat.

Fazit

„Wie die Luft zum Atmen“ ist keine normale Liebesgeschichte, denn es geht nicht nur um zwei Menschen, die sich lieben. Es geht auch um die Liebe zu sich selbst. Wie soll man andere Menschen lieben, wenn man sich selbst nur hassen kann? Es geht darum, Dinge zu akzeptieren, die andere nicht verstehen. Und es geht darum, einen Weg zu finden ein Leben zu führen, in dem man Atmen kann, wenn man mitten in der Dunkelheit steckte und kein Licht vor lauter Schwärze sah.
Herzschmerz, Lebensschmerz, Trauer, Freundschaft, Liebe. All das kann man hier finden, wenn man nichts gegen Tränen beim Lesen hat. Und wenn man den Schmerz aushält, der scheinbar aus allen Worten tropft.