Rezension

Emotionaler Auftakt zur Chronik der Familie Laverne

Schicksalszeit -

Schicksalszeit
von Katja Maybach

Bewertet mit 4 Sternen

Die Autorin Katja Maybach war mir bereits aufgrund ihres fesselnden Nachkriegsromans "Die Zeit der Töchter" bekannt und auch "Schicksalszeit" habe ich in einem Rutsch durchgelesen. Ihr aktuelles Werk bildet den Auftakt der beim Knaur Verlag erschienenen Reihe 'Die Chronik der Familie Laverne', einer hochdramatischen, von ihrer eigenen Familiengeschichte inspirierten Erzählung, die das Schicksal dreier Geschwister - Nesthäkchen Victoria, Offizier Franz und der in Paris lebenden Luise, die aufgrund eines Eklats mit der Familie gebrochen hat - näher beleuchtet.

Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges entfalten sich die tragischen Ereignisse, die mich gebannt Seite um Seite umblättern ließen. Wann immer ich dachte, ich wüsste, wie die Handlung voranschreiten würde, wurde ich eines Besseren belehrt und von einem Twist überrascht.

Wenn man sich auch nach der Lektüre noch von Herzen über eine Figur empören kann, dann hat die Autorin bei deren Ausarbeitung alles richtig gemacht. Selten war mir eine Protagonistin so verhasst wie die Nebenfigur Gerda, um die ein interessanter Nebenplot gewoben worden ist. Zahlreiche weitere Nebenstränge ließen mich mit allerlei Spekulationen über den zukünftigen Verlauf zurück, speziell im Hinblick auf meine Favoritinnen Luise Laverne und Clara Weinberg.

Mein Hauptkritikpunkt, der übergreifend für die Kriterien Figuren und Setting (- hin und wieder Berlin, aber größtenteils ein elegantes Hotel im fiktiven Kurort Bad Lichtenberg, nahe der deutsch-französischen Grenze -) gilt: Dieser aus verschiedenen Perspektiven erzählte Roman hätte dringend mehr Seiten benötigt, um all die bildhaften Beschreibungen und die vielschichtigen, vor allem aber polarisierenden Charaktere noch ausführlicher präsentieren zu können. Oder gewisse Elemente - ich sage nur: Liebschaften - hätten gänzlich gestrichen werden sollen, zugunsten einer intensiveren Beleuchtung von Victorias Charakter, der neben anderen Mitgliedern ihrer Familie eher verblasst, oder um die Atmosphäre der Kriegsjahre noch umfassender einzufangen.

Fazit: Wer historische (Familien-)Romane mag, ist mit diesem mitreißenden Werk wunderbar beraten.