Rezension

Wie der Erste Weltkrieg die Gesellschaft veränderte

Schicksalszeit -

Schicksalszeit
von Katja Maybach

Bewertet mit 4.5 Sternen

In dem mondänen Kurort Bad Lichtenberg führt die vermögende Familie Laverne das gesellschaftliche Leben an und steht im Mittelpunkt des öffetliches Interesses. Die Kinder Franz, Louise und Viktoria versuchen, aus den gewohnten Bahnen auszubrechen und ihren eigenen Weg zu finden. Während der Erste Weltkrieg zunächst zu euphorischer Begeisterung führt, kippt die Stimmung in der Bevölkerung immer mehr und bald bleibt kein Stein auf dem anderen.

Mit "Schicksalszeit" legt die erfolgreiche Autorin Katja Maybach den ersten Band ihrer neuen Familiensaga, "die Chronik der Familie Laverne" vor. Die Idee dazu kam ihr bei Nachforschungen zu ihrem Großonkel Franz Leiling, dem sie hier in der Figur des ältesten Sohnes der Hoteliersfamilie ein Denkmal setzt. Als Hauptmann im Ersten Weltkrieg ließ er an der Westfront einen drei Stockwerke tiefen Schutzschacht bauen, der auch Zivilisten das Leben rettete und später zum Kulturerbe ernannt wurde. Die gesamte (fiktive) Erzählung ist absolut authentisch und lässt den/die Leser*In tief eintauchen in die Jahre 1914-1918 und macht deutsche Geschichte lebendig und nachvollziehbar.

Bildgewaltig und einfühlsam erzählt Katja Maybach von ihren Figuren und es gelingt ihr, den Leser schnell in ihren Bann zu ziehen und ihn teilhaben zu lassen an den Schicksalen der Menschen. Von der ersten Seite an war das Buch ein echter Page-Turner - bis hin zu einem dramatischen Finale, das mich in großer Erwartung des zweiten Bandes zurücklässt, da viele Schicksale offen bleiben und neue Fragen aufgeworfen werden.

Auch, wenn der elegante Kurort "Bad Lichtenberg" ein fiktiver ist, hatte ich sofort das Fünf-Sterne-Hotel "Deutscher Kaiser", den Kurbrunnen und den Palmengarten vor Augen.

Die Autorin wechselt häufig die Perspektive und lässt uns den Gedanken und Gefühlen einer ganzen Anzahl von Figuren beiwohnen, so dass der der/die Leser*in einen weitumfassenden Einblick erhält. Auch die Figuren selbst sind wunderbar authentisch und nachvollziehbar beschrieben, so dass jede, bis hin zur meistgehassten, obsessiven Gerda wichtig und passend ist. Dabei sind alle mehrdimensional gezeichnet und entwickeln sich mit den veränderten Umständen weiter; sie ließen mich mitfiebern und auch miträtseln bei ihrem Schicksal.

Wer mehr über die Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts lernen und sich dabei auch noch hervorragend unterhalten lassen möchte, kommt an diesem Roman nicht vorbei!

Ich vergebe gute 4,5 Sterne.