Rezension

Empfehlenswert

Kräuter der Provinz - Petra Durst-Benning

Kräuter der Provinz
von Petra Durst-Benning

Bewertet mit 4 Sternen

Maierhofen, ein (fiktives) schwäbisches Dorf, teilt das Schicksal vieler Dörfer: Die jungen Leute wandern ab, die verbleibenden Dörfler haben viel Arbeit, die gerade das Auskommen sichert. Therese, Maierhofens Bürgermeisterin, würde dem Ort gerne neue Schwung verleihen, doch dafür müssten sich alle zusammentun – und das ist gar nicht so einfach.

Schon der erste Eindruck des Buches ist sehr positiv, mir gefällt das Cover, dessen zarte Farben und das Motiv, passend zum Titel. Besonders angenehm finde ich, wie sich das Buch anfühlt, der Umschlag ist rundum leicht geriffelt, so dass ich es sehr gerne in der Hand halte, ja, sogar tatsächlich gerne darüber streiche. Auf den inneren Umschlagseiten ist mehrfarbig ein Rezept nebst Fotos gedruckt, die Maierhofener Nusskekse wird man im Roman wiedertreffen. Weitere Rezepte finden sich übrigens im Anhang des Romans, alle spielen auch im Roman eine gewisse Rolle. Insgesamt eine sehr schöne Idee.

Petra Durst-Benning ist bisher für ihre historischen Romane bekannt, dies ist ihr erster zeitgenössischer Roman. Ihr Erzählstil ist gleich geblieben, sehr eingängig geschrieben, mit starken weiblichen Figuren, liest sich auch dieser Roman weg wie nichts und als Leser hat man das Gefühl, mittendrin zu sein, die Figuren und den Ort zu kennen.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, männlichen wie weiblichen, so dass man umfassend am Geschehen teilhaben kann, und so noch tiefer in die Geschichte gezogen wird. Die Charaktere sind gelungen, einige skurril, andere geeignet, sich mit ihnen zu identifizieren, viele würde ich auch im wahren Leben gerne kennen lernen. Auch Maierhofen wuchs mir während der Lektüre immer mehr ans Herz, ich hätte es gerne einmal besucht. Kein Roman ohne Liebesgeschichte, auch hier finden sich mehr als eine, leider erschien mir die, die den meisten Raum einnimmt, eher aufgesetzt, nicht wirklich nachvollziehbar und stellenweise sehr kitschig.

Eigentlich könnte die Geschichte mit diesem Roman abgeschlossen sein, mehr bräuchte ich gar nicht zu erfahren – wäre nicht eine Storyline offen und nicht zufriedenstellend geendet. Eine Fortsetzung ist wohl sowieso geplant, so dass Hoffnung für diese Figur bleibt. Dennoch hätte ich mir einen insgesamt zufriedenstellend abgeschlossenen Roman gewünscht, so bleibt ein leicht schaler Geschmack.

Doch die Autorin erzählt nicht nur eine Geschichte, sie vermittelt auch eine Botschaft, von Zusammenhalt, Einfallsreichtum, Nichtaufgeben, Glauben an die Sache, aber auch von einem Miteinander mit der Natur und den Gegebenheiten, die man vorfindet. Sowohl in Vorwort als auch im Nachwort (einem „Brief an meine Leser“) gibt sie zusätzlich ein Statement ab. Mich hat der Roman auch angeregt, über meine eigene Lebenssituation nachzudenken, so wie auch manche Figuren des Romans tun, ich glaube daher auch, dass er sich eher für schon etwas ältere und lebenserfahrenere Frauen eignet. Diesen möchte ich den Roman daher besonders ans Herz legen. Insgesamt ein schöner Roman, den ich gerne gelesen habe.