Rezension

Engel können leider nicht alles retten

Awaking - Lea Weiss

Awaking
von Lea Weiss

Bewertet mit 3 Sternen

„So genau wusste ich nicht mehr, wann ich vergessen hatte, was das Wort Glück bedeutete. Es erschien mir wie eine vage Erinnerung. Eine Erinnerung aus einem anderen Leben...“

 

Rose wusste schon immer, dass sie anders ist, als die meisten Menschen. Sie hat es sich nie so richtig eingestehen wollen, bis sie einen Autounfall verursacht und dabei von einem Engel namens Chulo gerettet wird. Nach dieser Begegnung können sie einander nicht vergessen und schon bald verlieben sie sich. Doch diese Liebe hat keine Zukunft, denn Beziehungen zwischen Engeln und Menschen sind verboten und zudem fordern die Gefallenen, dunkle Engel, die Seele der jungen Frau, die ihnen zusteht und durch Chulos Eingreifen in den Unfall verwehrt geblieben ist.

Das Paar muss ihre Beziehung vor Chulos Gefährten geheim halten und zugleich versuchen, Roses Leben zu retten, doch schon bald wird der Engel ein Opfer bringen müssen, vor dem nur die Menschenfrau mit ihren besonderen Kräften ihn bewahren kann.

 

Das Buch besteht beginnt mit einem Epilog aus Chulos Sicht, gefolgt von drei großen Teilen, in denen sich die Erzählweise sich zwischen Chulo und der Ich-Perskeptive von Rose abwechselt und endet mit einem Epilog von Rose. Die unterschiedlichen Erzählperspektiven haben es dem Leser möglich gemacht, ohne Probleme zu erkennen, wer gerade im Vordergrund der Geschichte steht, obwohl es keine richtigen Kapitel in dem Sinne gab, sondern nur einzelne Abschnitte, die durch Sternchen getrennt waren.

Der Schreibstil war leider nicht meins, muss ich gestehen. Zu viele Ausrufe, sodass ich das Gefühl hatte, die Personen schreien sich permanent an, mit der geschwollenen, altbackenen Art zu reden, die die Engel innehatten, konnte ich mich nicht anfreunden, auch wenn sie aufgrund des Alter dieser Wesen gewiss passend ist, und irgendwie war mir oft ein Funken zu viel Drama dabei (was an den Ausrufen liegen mag).

 

Mit den Charakteren konnte ich mich ebenfalls nur schwer anfreunden. Rose lebt seit dem Tod ihrer Mutter mehr oder weniger allein, ihr Vater flüchtet sich in Arbeit, während seine Tochter ihren Kummer nur schwer verarbeiten kann und häufig von sogar körperlich schmerzhaften Erinnerungen heimgesucht wird.

Auf den ersten Blick wirkt Rose wie ein hübsches, nettes aber trauriges Mädchen von nebenan, ist aber auf den zweiten Blick oft ziemlich manipulativ und egoistisch, wobei ersteres auch mit ihren Fähigkeiten zusammenhängt, von denen sie schon immer irgendwie geahnt hat, dass sie sie besitzt. Im Auf und Ab der Gefühle mit Chulo vergisst sie alles um sich herum, vernachlässigt in (für mich) erstaunlich großem Maße Schule und ihre beste Freundin Julia, die ihr aber natürlich alles verzeiht. Dass Rose passend zu ihrem zarten Vornamen auch noch „Adore“ mit Nachnamen heißt, finde ich persönlich etwas zu klischeehaft, denn anbetungswürdig ist sie meiner Meinung nach nun wirklich nicht, da hätte es auch ein normaler Name getan.

Zu Chulo konnte ich leider überhaupt keine Beziehung aufbauen, was wahrscheinlich am wenig persönlichen Erzählstil wirkt. Zwar waren einige Stellen im Buch, wo er mit Gegenständen und Sprichwörtern der heutigen Zeit konfrontiert wird, schon recht witzig, aber dennoch habe ich nicht mit ihm mitfiebern können, ebenso wenig wie mit Rose.

 

Dass unsere weibliche Protagonistin ihre Fähigkeiten in keinem Maße hinterfragt, finde ich wiederum mehr als fragwürdig. Wenn man allerdings häufiger Leute gedanklich um den Finger wickelt und bei jedem Wutausbruch Dinge zu Bruch gehen, ohne dass sie berührt werden, bemerkt man das mit der Zeit vielleicht selbst mich mehr, wer weiß das schon so genau.

Die Idee der Engel und Gefallenen, die nebeneinander her leben, und die Beziehung zwischen Engel und Mensch finde ich als Grundgedanke wirklich gut, nur leider hatte ich meine Schwierigkeiten damit, wie es umgesetzt wurde.

 

Mein Fazit:

Gute Grundidee – verbesserungswürdige Umsetzung.

Leider entsprach das Buch nicht meinen Erwartungen, mit den Charakteren habe ich mich nur schwer anfreunden können und auch die Art der Personen miteinander zu reden empfand ich mit der Zeit als anstrengend.

Als „Romantasy vom Feinsten“, so wie das Buch angepriesen wurde, würde ich es deshalb nicht unbedingt bezeichnen, doch das ist allein meine Meinung. Die vielen positiven Rezensionen anderer Leser sprechen eindeutig dafür, dass es zum Glück für jedes Buch seine Fans gibt!