Rezension

Enttäuschender als erwartet

Der Architekt - Jonas Winner

Der Architekt
von Jonas Winner

Bewertet mit 3 Sternen

 „Der Architekt“ von Jonas Winner ist als Taschenbuch im Knaur Verlag erschienen. Es umfasst 380 Seitenmit Vorbemerkung und 92 Kapiteln in zwei Teilen. Das Cover wirkt interessant durch das schwarz-weiße Streifenmuster an den Wänden links und rechts. Mittig ist Schwärze zu sehen, die scheinbar darauf wartet etwas von außen hineinzuziehen beziehungsweise etwas nach außen freizugeben. Effektvoll wurde der Titel in roter glänzender Schrift in die Mitte der Schwärze gesetzt.

Ein Anwalt erhält von einem jungen ungestümen Mann ein Manuskript mit dem Titel „Der Architekt“ ausgehändigt mit der Bemerkung er solle dies unbedingt lesen, er käme morgen wieder. Dann blendet die Geschichte ab und nimmt Mia in den Fokus, ein junges Mädchen, das noch bei ihrer Mutter lebt und nun mit ihrer Freundin Dunja und deren Freund sich auf eine Autofahrt begibt, die in einer Tiefgarage endet. Von dort gelangt man in einen Wohntrakt, in dem sich maskierte Menschen aufhalten. Dieser Wohnkomplex ist wie ein Labyrinth für Mia und nach längerem Aufenthalt will sie diesem entfliehen. Der Haupterzählstrang jedoch handelt von Ben, einem Drehbuchautor, der per Internet auf einen aktuellen Gerichtsprozess aufmerksam wird bei dessen Verhandlung es darum geht, ob der Architekt Götz seine Frau und seine beiden Töchter erschlagen hat. Er beschließt darüber ein Buch zu schreiben und nimmt Kontakt mit Götz auf. Ben beschäftigt sich so sehr mit dessen Aussagen und denen der Angehörigen sowie der Wirkweise seines Buchs in der Öffentlichkeit, dass er glaubt, nicht mehr zwischen schwarz und weiß unterscheiden zu können.

Die Idee zum Buch sowie dessen Aufbau finde ich interessant, die Umsetzung holpert meiner Meinung nach in einigen Situationen. Sehr viele Dialoge durchziehen das Geschehen, dennoch werden Personen und Handlungsorte ausreichend beschrieben. Was die Geschichte diffus macht sind die seltsamen Handlungsweisen der Charaktere, von denen keiner ein Sympathieträger ist. Anhand eines Beispiels führt der Autor aus, welchen Einfluss Architektur auf den Menschen ausüben kann, jedoch ergeht er sich in der Fortsetzung der Aufklärung der Verbrechen nur in Andeutungen und am Ort des Geschehens fehlt mir eine plausible Begründung für die Handlungsweise vollständig. Die Personen verhalten sich teilweise rätselhaft und unterschwellig ist etwas Psychotisches vorhanden, das der Leser aber nicht zu greifen vermag. Stattdessen neigt er selbst zum Phantasieren, um nicht vorhandene Ausführungen weiterzuspinnen. Damit ist der ein oder andere Leser jedoch überfordert. Daher erfolgt von mir nur eine eingeschränkte Leseempfehlung.