Rezension

Familiendrama

Unbarmherzig - Inge Löhnig

Unbarmherzig
von Inge Löhnig

Bewertet mit 4 Sternen

Da mir das erste Buch von Inge Löhnigs Dühnfort Spin-Off sehr gut gefallen hat, war ich sehr gespannt, mit welchem Cold Case Gina Angelucci dieses Mal konfrontiert wird. Nachdem Gina zuvor 3 Bücher lang schwanger war, hat mich der große Zeitsprung von mehr als zwei Jahren zunächst einmal irritiert und ich war enttäuscht, so viel im Privatleben des Polizistenpaars verpasst zu haben.
Nach zwei Jahren Elternzeit kehrt Gina an ihren Arbeitsplatz zurück, genau rechtzeitig,um einen neuen Fall an Land zu ziehen. In der Gemeinde Altbruck wurden zwei Skelette mit Einschusslöchern gefunden, die vermutlich schon seit dem zweiten Weltkrieg dort lagen. Auch wenn ihr Vorgesetzter dagegen ist, möchte Gina den beiden Opfern ihre Namen zurückgeben und eventuelle Hinterbliebene kontaktieren.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart begleiten wir Gina bei ihren Ermittlungen und bei dem Versuch, Zeitzeugen zu finden. Parallel dazu schildern Rückblicke ins Jahr 1944 die Geschichte der Zwangsarbeiterin Kairi..
Zwangsarbeit ist ein Thema, über das ich noch keine Bücher gelesen habe und so hatte „Unbarmherzig“ definitiv einige interessante Aspekte zu bieten. Insgesamt konnte mich Inge Löhnigs Schreibstil wieder überzeugen. Man ist schnell in der Geschichte drin und es kommt beim Lesen keine Langeweile auf. Übermäßige Spannung allerdings leider auch nicht. Für einen Krimi war mir diese Handlung nicht packend genug. Mir fehlte auch die konkrete Mördersuche und die Gefahr, die damit einhergeht.
Mit den ausführlichen Rückblicken in die Kriegszeit sowie den familiären Verwicklungen und Geheimnissen würde ich „Unbarmherzig“ eher in die Kategorie der Familiendramen, die ich grundsätzlich auch gerne lese, einordnen.

Ich hatte von dieser Serie etwas den Anschluss verloren und konnte deswegen in den letzten Wochen zwei Dühnfort Krimis und die beiden Gina Bücher lesen.
In der geballten Masse fiel mir auf, dass Gina und Tino in ihrem Privatleben irgendwie immer dasselbe machen. Ständig müssen sie schnell noch einkaufen, da sie nie etwas zu essen zu Hause haben und scheinbar nicht für mehrere Tage planen. Fast täglich geht es entweder zu Marco in die Espressobar, in den Biergarten oder auf den Küchenbalkon. Tino sieht toll aus und Gina ist zu dick. Ich finde es schade, dass die Kapitel, die das Privatleben umreißen, so wenig Abwechslung bieten.
Die Stalkerin, die sich an Gina rächen wollte, konnte es das Ganze auch nicht wirklich aufpeppen. Dieser Handlungsstrang erschien mir so konstruiert, dass es nicht mehr war, als ein Seitenfüller. Kaum näherte sich die Haupthandlung dem Ende, hatte die Stalkerin ihr großes Finale.

Auch wenn die letzten Zeilen etwas negativ klangen, habe ich das Buch dennoch sehr gerne gelesen. Hauptsächlich, da ich das Ehepaar Dühnfort / Angelucci so gut leiden kann und ich mich immer freue, etwas Neues von ihnen zu hören.
Tino scheint mit dem Gedanken zu spielen, die Abteilung zu wechseln. Dühnfort als Profiler – hier ist Potenzial für einen ganz neuen Ansatz in der Krimiserie. Ich bin gespannt, wie er sich entscheiden wird.