Rezension

Familiengeheimnisse

Flüchtiges Glück -

Flüchtiges Glück
von Ulla Mothes

Bewertet mit 5 Sternen

Milla wächst in Berlin auf. Sehr gut beschützt bei ihrer Mutter und zwei Vätern.
Ihren richtigen Vater hat sie nie vermisst. Nun ist sie schwanger und ihr Freund
Narvid drängt zunehmend, dass sie ihren Erzeuger aufspürt. Narvid kommt aus
Afghanistan und hat auf der Flucht seine gesamte Familie verloren.
Da ist es verständlich, dass er Klarheiten haben möchte.
Verschwiegenes sickert in Generationen ein wie ein Gift, sagt Narvid.
Doch es ist nicht so einfach, denn Millas Familie will nicht die Vergangenheit
heraufbeschwören. Viele Altlasten gibt es da, viel Unerzähltes aus der
DDR Vergangenheit.
Als Milla anfängt, gezielt nachzuforschen, erkennt sie schnell, 
dass sie in ein Wespennest gestochen hat.
Was geschah damals wirklich?

Dieser Roman ist ein kleines Stück Zeitgeschichte.
Wunderbar geschrieben und anhand der Protagonisten sehr gut nachvollziehbar.
Dank der wirklich sehr lebendigen Schreibweise hat man das Gefühl ein Teil
dieser Familien zu sein. Man erlebt alle Höhen und Tiefen hautnah.
Die guten und auch die sehr schmerzlichen Erlebnisse.
Dazu kommen die historischen Ereignisse, die sich wie ein roter Faden
durch diese Geschichte ziehen.
Es geht um die Nachwendezeit, Ost und West. Die Aufarbeitung vergangenes
um Umweltverschmutzung, Enttäuschungen und auch Sprachlosigkeit.
Das Schöne an diesem Roman ist, dass nichts schwarz/weiß daher kommt.
Denn das Leben ist nicht schwarz, weiß. Es gibt viele Grauzonen.
Jeder Mensch hat tiefe Wurzeln. Und häufig sind sie unsichtbar.
Die Autorin schaut hinter die Fassaden, zeigt andere Standpunkte auf und beschreibt
eine Welt, die wichtig und wundervoll ist, wenn Menschen, Menschen zu begegnen. Egal
welcher Herkunft.
Sie legt den Finger auch in manche Wunde.
Erspart nicht das Schwere dieser Geschichte in der Gesellschaft, in der wir leben.
Transparent, verletzlich. Schonungslos und hoffnungsvoll.
Politisch engagiert und tief berührend.
Man merkt, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat. Dieser Roman zeigt, was Heimat
und Familie wirklich bedeutet.
Die leichte und lockere Schreibweise, die tollen Charaktere dieses Romanes
und der zusätzliche Tiefgang machen dieses Buch zu einem Leseerlebnis.