Rezension

Familiensaga über drei Generationen

Die Mutter meiner Mutter
von Sabine Rennefanz

Bewertet mit 5 Sternen

Von der Autorin des SPIEGEL Bestsellers "Eisenkinder"

Als der Krieg zu Ende war, fing für die vierzehnjährige Anna der Kampf erst an. Ihre Mutter war lange tot, ihr Vater von den Russen verhaftet worden, ihre Heimat verloren. Als Flüchtling machte sie sich mit ihren kleinen Brüdern allein auf den Weg nach Westen und fand in Kosakenberg, einem Dorf in der sowjetischen Besatzungszone, Unterschlupf. Am Hof der Familie Wendler kann sie als Magd härteste körperliche Arbeit leisten. 1949 kehrt Friedrich Stein aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft nach Kosakenberg zurück. Das Deutschland, das er verlassen hat, gibt es nicht mehr: seine Familie ist tot, sein Anwesen von Flüchtlingen besetzt, das Dorf voller Sowjet-Propaganda. Ein gebrochener Mann, zwanzig Jahre älter als Anna. Anna macht die Traurigkeit in seinen Augen vom ersten Tag an Angst.

Die Autorin
Sabine Rennefanz, 1974 in Beeskow geboren, studierte Politologie in Berlin und Hamburg. Sie arbeitet seit 1993 als Journalistin, seit 2001 als Redakteurin für die Berliner Zeitung, für die sie mehrere Jahre aus London schrieb. Für ihre journalistische Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Theodor-Wolff-Preis und dem Deutschen Reporterpreis. Ihr erstes Buch, "Eisenkinder", erschien 2013 und stand mehrere Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Meine Meinung

Story
20 Jahre nach dem Tod des Ehemanns, erzählt Anna Stein ihrer Tochter ein Geheimnis über ein Verbrechen. Für die Tochter bricht eine Welt zusammen. Plötzlich ist der geliebte Großvater ein Fremder, ein Verbrecher. Stück für Stück setzt sie die Geschichte ihrer Mutter zusammen. Beginnend mit der Großmutter, der Flucht aus Polen, den Neuanfang als Flüchtling, in der ehemaligen DDR bis in die Gegenwart.

Schreibstil
Das Buch ist eine nicht unbedingt Chronologisch geordnete Familiengeschichte.Es sind kleine Anekdoten, die schließlich ein Gesamtbild wiedergeben. Das Buch ist leicht verständlich, erfordert aber auch ein wenig Aufmerksamkeit.

Charaktere
Alle Charaktere sind echt und originell beschrieben. Man kann sich leicht in sie hinein versetzen. Sabine Rennefanz gelingt es vorzüglich, ihren Charakteren Leben einzuhauchen.

Mein Fazit

Der autobiographische Roman dreht sich ausschließlich um das Leben der Frauen, ihr Überleben auf der Flucht, das harte Leben nach dem Krieg. Geschichtliche Ereignisse werden nur am Rande erwähnt. Sie haben für die Frauen kaum Bedeutung. Anne Stein lebt ein Leben, ohne persönliche Höhepunkte, geprägt von Arbeit, Entbehrungen und Verzicht und Unterdrückung. Diese Trostlosigkeit prägt die ganze Geschichte, kein lachen, keine Freude. Die Geschichte ist eine Aneinanderreihung von alltäglichen Ereignissen und dennoch ist man schnell in den Bann gezogen durch diesen einzigartigen Erzählstiel von Sabine Rennefanz.