Rezension

Faustus - Der Glückliche

Der Spielmann - Oliver Pötzsch

Der Spielmann
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 5 Sternen

Der durch seine historische Buchserie "Die Henkerstochter" international bekannte Schriftsteller Oliver Pötzsch hat wieder einmal einen Bestseller verfasst.
Mit "Der Spielmann" ist ihm auf gut 750 Seiten, die übrigens 882g als gebundenes Buch wiegen, gelungen, das Leben des Johann Georg Faustus als Abenteuergeschichte zu verfassen. Doch keine Angst vor dem Umfang des Buches, denn es liest sich wie Butter, so dass 750 Seiten auf einmal weggelesen sind wie nichts.

Allein schon das Cover entführt uns in eine längst vergessene Zeit.Mit viel Liebe zum Detail ist ein kleiner Spielmannszug abgebildet, der um einen alten Wagen herumtänzelt. Viel Farbe und Schmuck, wie es in der Gauklerzeit so üblich war. Dazu ein altdeutsch wirkender Schriftzug, so das kein Fan von historischen Büchern daran vorbei gehen kann, ohne es wenigstens einmal in die Hände zu nehmen.

Die Geschichte nimmt ihren Lauf im schönen Knittlingen im Kraichgau.Dort verbringt der junge und extrem wissbegierige Johann seine Kindheit.Er unterscheidet sich durch seine intelligente Art extrem von den anderen Bauernkindern und ist daher ein Außenseiter unter den Jungs. Seine Mutter stärkt sein besonderes Wesen und sagt ihm oft, er sei etwas ganz Besonderes. Geboren am Tag des Propheten, daher auch sein Kosename Faustus, was der Glückliche bedeutet.
Doch sein Glück scheint ihn genau dann zu verlassen, als seine kranke Mutter stirbt.Für zu viel Intelligenz hat sein Vater nichts übrig und als ihm noch jegliche Hoffnung auf seine große Liebe Margarethe genommen wird, ist er gezwungen seine Heimat zu verlassen.
Schon immer faszinierten ihn die Tricks und Kunstücke der durchreisenden Spielleute. So ergab es sich, dass er ein Angebot sich dem Spielmann und Magier Tonio del Moravier anzuschließen wahrnimmt.Mit ihm beginnt eine magisch gefährliche Zeit für Johann.Denn was für einen Packt er nun geschlossen hat, das war ihm wirklich nicht bewusst.

Oliver Pötzsch hat eine fantastische Schreibweise mit viel Liebe zum Detail. So hat man als Leser das Gefühl, in eine Zeit einzutauchen, die längst vergangen ist.Das Leben im Mittelalter, mit Gefahren wie die Anklage zur Hexerei oder auch einfach die tägliche Last sich sein Essen und eine Schlafstätte zu erarbeiten, lassen einen fasziniert eintauchen in historische Abenteuer. Aber auch aus einem klassischen Werk Goethes quasi ein Abenteuer zu verfassen, finde ich schon sehr bemerkenswert.

Durch den Umfang des Buches, werden einem Johann als Protagonist, aber auch viele der Nebenfiguren sehr vertraut, denn man erlebt ja deren Jahrzehnten lange Lebensgeschichte.Auch der immerwährende Übergang zum Unbegreiflichem, quasi zum Teufel, der Johann dicht auf den Fersen ist, wurde gut dargestellt.
Die Einarbeitung von Originalzitaten aus Faust fand ich sehr passend und sie erschienen mir wirklich zugehörig.

Immer wieder habe ich während des Lesens auf die abgebildete Karte des Deutschen Reichs um 1500 zurückgeblättert, um zu schauen wo sich Johann jetzt befindet.Ich liebe es, wenn solche Extras in Büchern vorhanden sind.

Für mich ist der Spielmann mal wieder ein richtig gutes historisches Werk, was ich jedem Fan dieses Genres sehr ans Herz legen kann. Nächstes Jahr im Herbst soll es den 2. Teil der Geschichte geben und ich freue mich jetzt schon sehr auf die Fortsetzung.