Fesselnd, düster und überraschend
In Elisabeth Herrmanns „Ravna - Tod in der Arktis“ geht es um Ravna, die in der örtlichen Polizeidienststelle in Vardø ein Praktikum macht, um später auf die Polizeischule zu gehen und der arktischen Einöde zu entfliehen. Sie ist Samin und hat es daher nicht einfach, auch ihre Kollegen nehmen sie nicht gerade herzlich auf. Allerdings geschieht bereits an ihrem ersten Tag ein Mordfall, bei dem Ravna einen samischen Hintergrund zu erkennen vermutet. Gemeinsam mit Rune Thor, einem Kollegen aus der nächstgrößere Stadt, folgt sie den Spuren des Täters und muss der Polarnacht und dem kaum vorhandenen Tageslicht, den Eigenheiten ihrer Kollegen und der arktischen Abgeschiedenheit trotzen - denn der Täter ist noch auf freiem Fuß...
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm, sodass man gut folgen kann. Das Cover mit dem hochgeprägtem Eis am Rand ist ein Hingucker und gibt schon eine erste Idee von der Stimmung der Geschichte. Die Karte vorne im Buch finde ich ebenfalls super und habe sie gerne genutzt, um zwischendurch nochmal draufzuschauen und eine genauere Vorstellung von den Schauplätzen zu bekommen.
Ravna ist eine toughe, forsche junge Frau, obwohl sie oft auch unsicher ist und es als Samin nicht leicht hat. Sie möchte raus aus ihrer kleinen Stadt und endlich etwas erleben, weshalb sich für die Polizeischule anstatt das Erbe ihrer Familie, die Rentierzucht, entscheidet.
Ich habe vorher noch kein Buch gelesen, in dem es um die samische Kultur ging und fand es wirklich total interessant, mehr darüber zu erfahren. Im Buch kommen sogar einige sprachliche Ausdrücke (natürlich mit Übersetzung) vor - hier wurde wirklich gut recherchiert und es ist super authentisch.
Die Beschreibungen der kargen Landschaft und der düsteren Polarnacht sind wirklich detailreich und vermitteln eine düstere Stimmung, die wirklich gut zur Geschichte passt. Die Spannung ist hoch und man möchte durchgehend wissen, wie es weitergeht - besonders der letzte Teil war sehr fesselnd und mit der Auflösung hätte ich wirklich nicht gerechnet.
Mir hat das Buch sehr gefallen und ich würde es jedem empfehlen, der nach einem fesselnden Thriller mit düsterer Atmosphäre und kleinen übernatürlichen Elementen sucht und bereit ist, sich auf fremde Kulturen einzulassen.
Ich freue mich auf einen zweiten Band!