Rezension

Freundschaft mit Gott

Kein guter Mann -

Kein guter Mann
von Andreas Izquierdo

Bewertet mit 4 Sternen

Postbote ist ein ehrbarer Beruf, allemal besser als Profifußballer, allerdings nicht ganz so gut bezahlt. Walter hat sich vor Jahren gegen den Fußball und für die Post entschieden, schließlich wollte er seine Mama glücklich machen und die meinte es ist immer besser erstmal was Richtiges zu lernen. Postboten sind im allgemeinen recht umgängliche Leute, immer für einen Plausch am Briefkasten zu haben, nicht so Walter, er ist eher von der ungesprächigen, ungeselligen, unfreundlichen Art, und das hat ihm schon einigen Ärger eingehandel und zu guter Letzt eine Strafversetzung in die Weihnachtspostfiliale. Hier sitzt er nun, zwischen lauter Freiwilligen, der einzige echte Postler und tütet vorgedruckte Antwortschreiben an Kinder ein.

Walter sitz nun also im Weihnachtspostamt fest und findet eher zufällig den Brief von Ben, einem Jungen aus dem Nachbarort, der einen recht merkwürdigen Wunsch hat. Der mürrische, vom Leben gebeutelte Walter antwortet und es entwickelt sich ein Briefwechsel zwischen Ben und Walter, alias Gott.

Zu Beginn des Buches lernt der Leser den pedantischen, rechthaberischen Walter kennen und einen seiner Kunden, mit dem es eine erbitterte Feindschaft gibt. Die Szenen, die der Autor hier beschreibt sind urkomisch, fast schon überdreht und komödiantisch, weit entfernt von Gut und Böse, aber eben zum Tränenlachen. Mit ihnen zeichnet der Autor ein ganz spezielles Bild von Walter, das der Leser dann im Verlauf des Briefwechsels zwischen ihm und dem zehnjährigen Ben immer mehr revidiert. Zeitgleich wird in Rückblicken das Leben Walters erzählt und so verdeutlicht, wie er die Person wurde, die der Leser kennengelernt hat. 

Der Autor schreibt leicht und flüssig, es ist einfach in die Geschichte einzutauchen und ihr zu folgen. Durch die Rückblenden bekommt die Figur von Walter emotionale Tiefe und Stück für Stück entwickelt sich eine Figur hinter der Figur, die so ganz anders ist und die Sympathie des Lesers auf sich zieht. 

In den Grundzügen erinnert die Geschichte schon ein bisschen an "Ein Mann namens Ove". Ein alter Griesgram, der durch andere Personen aus seinem Schneckenhaus gelockt wird und die Freunde am Leben wiederfindet. Ganz so entwickelt sich "Kein guter Mann" nicht, es kommt zwar im Verlauf der Geschichte zu einem Wendepunkt, allerdings gestaltet sich dieser anders als vom Leser erhofft und erwartet und somit ist das Buch keine weitere Feelgood Story, sondern so viel mehr.

Die Geschichte hat, entgegen der anfänglichen Erwartungen, Tiefgang und ist sehr emotional, tatsächlich habe ich am Ende erstmal weinen müssen. Auch nach Beendigung des Buches klingt die Geschichte und ihre Figuren im Leser nach und das ist etwas, das jede gute Geschichte tun sollte.