Rezension

Frischer Wind aus Kanada

Aus dem Schatten des Vergessens -

Aus dem Schatten des Vergessens
von Martin Michaud

Bewertet mit 5 Sternen

Der abgesagten Frankfurter Buchmesse 2020 sei Dank, die Kanada als Gastland ausgewählt hat. So tauchen aktuell vermehrt kanadische Autoren auf dem Buchmarkt auf und bekommen endlich die Aufmerksamkeit, die sie verdient haben. Ein willkommener Trend, denn sie müssen sich wahrlich nicht vor ihren englischsprachigen Kollegen verstecken, die den Markt dominieren.

Allerdings wundere ich mich gerade im Fall Martin Michaud einmal mehr über die Veröffentlichungspraxis, denn "Aus dem Schatten des Vergessens" ist bereits der dritte Band der mittlerweile fünfbändigen Reihe mit Sergent-Détective Victor Lessard und seiner Partnerin Jacinthe Taillon, mehrfach mit renommierten kanadischen Literaturpreisen ausgezeichnet und verfilmt.

Eine ermordete Psychologin und verschwundener ein Anwalt, ein Obdachloser, der Selbstmord begeht und deren Ausweispapiere in der Tasche hat. Kanadische und amerikanische Geschichte, mittelalterliche Folterinstrumente und Galgenmännchen. Verweise auf das Kennedy-Attentat und eine Stimme aus dem Grab. Klingt verwirrend? Komplex? Ist es auch, zumindest zu Beginn, woran auch die vielen kurzen Kapitel maßgeblich beteiligt sind. Aber der Autor schafft es, das Interesse des Lesers zu wecken, bei der Stange zu halten und all dies routiniert zusammenzuführen, wobei die Spannung von Seite zu Seite steigt.

Der Stil ist schnörkellos und direkt, stellenweise humorvoll, die beiden Protagonisten sind sympathisch präsent, wenn auch nicht fehlerfrei und mit eigenen Problemen kämpfend, was in diesem Genre ja nichts Neues ist. Ein intelligenter Thriller, spannend und mit einigen überraschenden Wendungen. Eine Reihe, die ich definitiv weiterverfolgen werde.