Rezension

Verbrechen aus der Vergangenheit lassen im Heute morden

Aus dem Schatten des Vergessens -

Aus dem Schatten des Vergessens
von Martin Michaud

Bewertet mit 5 Sternen

 Cover:
Montreal im Rot-schwarzem Scherenschnitt ähnlichem Design, mit einem überlagerndem schwarz skizziertem Kastanienblatt. Es entsteht der Eindruck eines klar strukturierten Anspruchs. 
Allgemein: 
Der vom Verlag Hoffmann & Campe veröffentliche Roman des Schriftstellers Martin Michaud ist schon der 5. einer Reihe um den Kanadischen Ermittler Sergent-Détective Victor Lessard & seiner Partnerin Jacinthe Taillon. Der deutsche Titel erscheint mir etwas zu konstruiert. Der Ursprungstitel: je me souviens = „ich erinnere mich“, würde vielleicht etwas besser den Roman & sein Anliegen transportieren. 
Inhalt:
Eine bekannte Psychologin, anerkannter Anwalt & der Suizid eines Obdachlosen... Die Fälle scheinen auf den ersten Blick nicht miteinander verknüpft zu sein. Allerdings findet man bei dem Selbstmörder, die Brieftaschen der vorherigen 2 Toten. Wie kam es dazu? Was haben diese Menschen miteinander zu tun & warum wurden sie ermordet? Der Täter, sein Modus Operandi eröffnen für das Ermittlerteam & die Leserschaft viele Fragen. 
Ich gestehe, dass dieses, für mich das erste Buch, von Martin Michaud ist. 
Der Kanadier ist in seiner Heimat sehr bekannt und mit dem Arthur Ellis Award sowie mit dem Prix Saint -Pacome für Kriminalliteratur, ausgezeichnet worden. Der wertige Eindruck des Buches bestätigt sich inhaltlich sehr schnell. 
Der Autor hat einen sehr eigenen Stil. Seine Beschreibungen sind teilweise drastisch & deutlich bildhaft. Es ist von Vorteil, dieses Buch in Ruhe zu lesen. Anfangs musste ich mich sehr konzentrieren, da die französischen Stadtteil- & Straßennamen mir nicht geläufig waren.
Es wurde mir bewusst, dass ich bisher nur wenige Bücher aus dem romanischen Sprachumfeld, gelesen habe. 
Aber: ich habe mich adaptiert. 
Die Beschreibung der Protagonisten ist dem Autor sehr gut gelungen. Ihre Persönlichkeitsmerkmale sind mir schnell geläufig. Die Story entfaltet sich, immer mal wieder eine kleine Umleitung nehmend, spannend. 
Ich lese gerne weiter. Die relativ hohe Seitenanzahl macht mir keine Angst. Im Gegenteil, ich freue mich auf die weitere Unterhaltung. 
Die Querverweise zu dem Kennedy Mord machen mich wirklich neugierig. Der liegt doch schon sehr lange zurück & was ist seine Rolle in diesen Verbrechen?! 
Der Täter gibt immer mal Hinweise, die ich nicht sofort einordnen kann. Das erhöht die Spannung. 
Verschwörungstheorien werden noch als kleine „Streusel“ dem Gesamtwerk hinzugefügt. 
Das Ermittlerteam ist griffig, ich kann sie mir bildlich vorstellen. Auch haben sie Charaktereigenschaften, die sie eben - „eigen“ - sein lassen. 
Sie heben sich klar vom 0815 Ermittlerklischee ab. 
Einige Male gibt es Querverweise zu vorhergehenden Ermittlungen. 
Der Grund hierfür: dieses Buch ist das 5. einer Reihe. 
Fazit: 
Es lohnt sich, diesen, für den deutschen Markt neuen Autor, genauer anzusehen & sein Buch zu lesen. 
Die Story ist breit aufgestellt. 
Der Spannungsbogen wächst & hält sich über die Gesamtheit der Geschichte. Der Plot & die Lösung lässt keine Fragen offen. 
Nun besteht der Wunsch nach noch mehr von Martin Michaud! Klare Leseempfehlung für den anspruchsvollen Leser!