Rezension

Gelungener Spagat zwischen Fiktion und Fakten

Die Sprache der Knochen - Kathy Reichs

Die Sprache der Knochen
von Kathy Reichs

~~„Die Sprache der Knochen“ ist der achtzehnte Band in Kathy Reichs‘ Reihe mit ihrem literarischen Alter Ego, der forensischen Anthropologin Temperance Brennan, hierzulande mit Sicherheit einem breiten Publikum durch die TV-Serie „Bones“ bekannt. Allerdings unterscheiden sich die Romane deutlich von der Fernsehreihe. Es fehlt hier nicht nur das aus der Verfilmung bekannte Personal, sondern auch die messerscharfen, von Wortwitz geprägten Dialoge.

Aber dafür bringt die Autorin in den Büchern ihre Berufserfahrungen ein und untermauert eine fiktive Handlung mit knallharten Fakten. Von Haus aus Professorin für Soziologie, Anthropologie und außerdem für diverse gerichtsmedizinische Institute als forensische Anthropologin tätig, hat Kathy Reichs in ihrem Berufsleben mit Sicherheit allerhand erlebt. Und ich gehe davon aus, dass sie sich auch schon mit dem einen oder anderen Hobbydetektiv herumschlagen musste.

So geht es auch Tempe Brennan  in „Die Sprache der Knochen“, die Besuch von Hazel Strike bekommt, einer Amateurermittlerin, die ihre Freizeit damit verbringt, nach vermissten Personen zu suchen. Diese ist davon überzeugt, die Leichenteile in Brennans aktuellem Fall einer jungen Frau zuordnen zu können, die vor einigen Jahren spurlos verschwunden ist. Beweisen kann sie es nicht, aber auf Spekulationen kann sich Brennan nicht einlassen. Und startet sie, mit Hilfe des Deputys vor Ort, die Ermittlungen im Fall Cora Teague. Deren Eltern gehören einer radikalen Sekte an und lassen sich nur widerwillig auf Gespräche ein, aber Brennan lässt sich dadurch nicht ausbremsen. Glücklicherweise, denn sie fördert nach und nach ein abscheuliches Verbrechen zutage. 

Kathy Reichs kann spannend erzählen und auch trockene Fakten ansprechend präsentieren. Gerade wenn es um forensische Untersuchungsmethoden geht, verliert sie sich zwar gerne im Detail, peppt diese Passagen aber immer wieder mit auflockernden Einschüben auf. Die routinierte Art, mit der sie den Spagat zwischen den fast schon lehrbuchhaft anmutenden Passagen und der fiktiven Krimihandlung schafft, ist bemerkenswert. Auflockernd wirken natürlich auch die Informationen über Brennans Privatleben, wobei ich ihre IT-versierte Mutter im Pflegeheim wesentlich interessanter finde als Detective Ryan, dessen Heiratsantrag Tempe in wahre Gewissenskonflikte stürzt. Dieses ständige Hin und Her, ob oder ob nicht, war mir stellenweise dann doch zu viel.

Alles in allem setzt „Die Sprache der Knochen“ die Tempe Brennan-Reihe in der gewohnten Qualität fort, wobei etwas mehr Tempo und Adrenalin das Lesevergnügen noch steigern würden.