Rezension

Gelungenes Märchenroman-Debüt, verzaubernd&lehrreich zugleich

Zauberschön - Irene Matt

Zauberschön
von Irene Matt

Bewertet mit 5 Sternen

Wo Hyggegefühle und kleine Philosophie zusammenkommen, begegnet man vlt.dem Tatzelwurm...wo die Bienen summen und die Vögel zwitschern, möchte man wohnen, wenn man nur des Menschen Angst besiegen kann.

Die Krimi-Autorin Irene Matt kann auch anders, z.B. „Märchen-Roman“ für Groß & Klein.

Schon äußerlich ist dieses Buch ein Genuss, die Illustrationen von Silvia Paparella, das wunder-, wunderschöne Vorsatzpapier und die sehr überlegte Detailgestaltung machen es zu einem sehr wertig wirkenden Schmuckstück für den Bücherschrank.

Mit dem Inhalt, der eigentlichen Story, lässt die Autorin nicht nur einen „Traumstaat“ mit echtem Hyggefeeling auferstehen, sondern hat auch ein lehrreiches Märchen mit liebenswerten Figuren geschaffen, eine Geschichte, die durchaus gesellschaftspolitisch aktuell gelesen werden kann.

Der unfähige Prinz und Nachfolger, ein ängstlicher Mensch, beginnt als erstes Regierungsgeschäft ausgerechnet den Bau einer Mauer, die von weiten Teilen des Volkes abgelehnt wird, und Ängste und Unsicherheiten schürt statt für die wünschenswerte Sicherheit zu sorgen.

Werte wie Freundschaft und Vertrauen, individuelle Freiheit, Zivilcourage oder der Umgang mit Außenseitern kommen hier zur Sprache. Die Charaktere gefallen mir besonders gut, denn sie sind nie schwarz-und-weiß, sondern, für ein Märchen, erstaunlich differenziert, und die Hauptprotagonistin Ava ist in erster Linie nicht die Schönste, aber besonders kritischdenkend und sensibel - Eigenschaften, die im Lauf der Geschichte sehr wichtig sind und auch für unsere heutige Gesellschaft als erstrebenswert gelten können.

Kinder dürften sich besonders für den „knuffigen“ Tatzelwurm begeistern, der, wie ich inzwischen gelesen habe, im süddeutschen Raum tatsächlich ein bekanntes Fabelwesen ist. Für mich war diese Gestalt ganz neu und wunderbar ausgearbeitet, da sowohl gefährlich als auch „menschelnd“, fast wie „aus dem richtigen Leben“ und eine maßgebliche Figur.

Gefallen hat mir außerdem die Detailverliebtheit der Autorin, die auch inhaltlich zu tragen kommt, zum Beispiel bei den Namen – „Pirmin Propol“, der Imker, “Lumo Lumaticus“, der Nachtwächter oder „Efigenius Ziegel“, der Baumeister – einfach schön! Und ganz, wie es sich für dieses Genre gehört.

 

Fazit: Ein Mauerbau hat noch nie zu etwas Gutem geführt und ein schöner Name macht noch keinen guten Politiker – man findet verblüffende Parallelen zum echten Leben, das hat sich Frau Matt wirklich fein ausgedacht.

So habe ich das Lesen wirklich rundum genossen und kann das Buch, gerade für die Vorweihnachtszeit und die ganze Familie, nur empfehlen.