Rezension

Gemächliche Ermittlungen in volksfestlicher Stimmung bieten mehr Provinz als Krimi, unterhalten aber wie immer gemütlich-prächtig!

Prost, auf die Gaukler -

Prost, auf die Gaukler
von Friedrich Kalpenstein

Bewertet mit 5 Sternen

Volksfest als Bühne, POM Fink, der Kühne, und ein Tatort hinter den Gaukler-Kulissen lassen mich nur ein wenig Spannung vermissen!

Der 6. Fall der im beschaulichen Brunngries spielenden Provinzkrimi-Reihe rund um KHK Constantin Tischler und POM Felix Fink entführt uns in die Welt der Volksfeste, der Karussells und Achterbahnen, der Süßigkeiten-Buden und Grillstände, des Bierzelts inkl. Volks- und Schlagermusik und nicht zuletzt in das nicht immer vergnügliche Gefilde der Wurf- und Schießbuden!

Doch, erstmal ein Blick auf die Gestaltung: das provinzkrimi-typische Cover inkl. der uns ans Herz gewachsenen Dackeldame Resi hat einen wunderbaren Wiedererkennungswert und lädt ein, zwischen die Seiten zu blicken. Wie schon aus den Vorgängerbänden bekannt, ist dieser Provinzkrimi in einzelne, angenehm kurze Kapitel aufgeteilt, deren ob der herrlichen Wortwahl (be)merkenswerte Titel wieder punktgenau und mit augenzwinkerndem Humor den Kern der Kapitel aufgreifen, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten.

In einem wie immer gefälligen Schreibstil erzählt der Autor von den Geschehnissen, die das Volksfest – sozusagen als Bühne - in Brunngries bietet und hinter dessen Kulissen ein Volksmusiksänger und Frauenschwarm nach lebhaftem Konzert sein tödliches Ende findet.

Tischler, Fink und deren Kolleginnen und Kollegen befinden sich allerdings nicht nur zwecks ihrer Ermittlungen und zur Wahrung eines friedlichen Miteinanders auf dem Festgelände, sondern sind auch privat allzu häufig dort anzutreffen. Kann man wirklich jeden Tag Burger und/oder „resche Hendl“ essen? :o Gut, Alkohol trinken sie vorwiegend ;-) außerhalb der eigentlichen Dienstzeit, aber dieser Fall im Reich der Schausteller und Gaukler entwickelt sich meiner Meinung nach zu langsam, zu gemächlich. Dass die T-U-F-Methode lange ins Leere läuft wie die Pfeile der Brüste, der Armbrüste, wohl gemerkt, das ist man ja eigentlich nicht gewohnt. Wenn Fink allerdings „angeknipst“ wird, dann wird es etwas lebhafter.

„Prost, auf die Gaukler“ lebt wie schon die Vorgänger der Reihe von den gut angelegten Charakteren der Geschichte, deren Privatleben, dem schon fast bildhaft beschriebenen Lokalkolorit inkl. typischer Volksfest-Atmosphäre und nicht zuletzt von dem wiederholt aufblitzenden Wortwitz und der freundschaftlichen Frotzelei zwischen Tischler und Fink, auch wenn vor allem Erstgenannter in diesem Fall stellenweise so wirkt, als habe er einen Clown gefrühstückt (ich denke da z.B. an Resis „Ernennung“). Apropos, wann wird eigentlich aus dem POM Fink endlich ein PHM Fink? Verdient hätte er das doch schon lange! ;-)

Wie man vermutlich erkennt, hätte ich gerne ein wenig mehr Spannung, einfach ein bisschen mehr Krimi in diesem „Provinz-Krimi“ erlebt, aber Brunngries ist, wie es ist, ruhig, zumindest meistens ;-), friedlich, nicht ;-) immer, und gemütlich, auch in den Reihen der Polizei. Um diese kleine Welt zu verstehen, ist es nicht unbedingt erforderlich, aber durchaus hilfreich, wenigstens ein paar der Vorgängerbände gelesen zu haben. Und weil ich die Lektüre trotz der nur leicht-kriminellen Atmosphäre sehr genossen habe, gibt es für diesen Volksfest-Fall 5-Genuss-Sterne. ;-)