Rezension

Geschichte einer englischen Mittelklasse Familie

Bournville -

Bournville
von Jonathan Coe

Bewertet mit 4 Sternen

Der Autor nimmt uns mit auf eine Zeitreise von „ereignisreichen“ Zeitpunkten der englischen Kultur der letzten 80 Jahre beginnend bei dem Kriegsende in 1945 bis zum 75. Jubiläums dieses Kriegsendes in 2020. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sind dabei die bei Birmingham lebenden Familien Clarke und Lamb. Anhand verschiedener Ereignisse Englands, wie der Krönung von Queen Elizabeth II, die in England stattfinden Weltmeisterschaft oder dem Tod von Lady Diana werden mittels verschiedener Perspektiven der Familienmitglieder brisante Themen rund um Politik, Rassismus oder Sexualität behandelt. 

Dabei schafft Jonathan Coe es auf eine sehr spitzfindige und verständliche Art diese Themen mittels seiner Protagonisten kritisch zu hinterfragen und auseinanderzusetzen. Selbst konservative   Ansichten werden mit einer Selbstverständlichkeit und ohne überzogen zu wirken aufgegriffen und deren Entwicklung innerhalb der Jahrzehnte sowie die sich daraus sich entspringenden Reibereien innerhalb Familien aufgezeigt. 

Erstaunlich finde es dabei als Leserin festzustellen, dass einige in der Vergangenheit angesiedelten Ansichten und Problematik selbst in unserer heutigen Zeit noch nicht der Vergangenheit angehören. 

Mir hat das Buch, insbesondere als großer Großbritannien Fan, echt gut gefallen und es hat mich auch oft zum schmunzeln gebracht, wenn zB englische Schokolade mit deutscher verglichen wurde, gleichzeitig musst ich aber auch die ein oder andere Träne vergießen.

Dennoch hat das Buch auch seine negativen Seiten - zum einen sind einige Details wie zum Beispiel die genauen Wiedergaben der TV Kommentare einzelner Ereignisse zu viel für meinen Geschmack gewesen. Zum anderen hapert es an der ein oder anderen Stelle an der Übersetzung. 

Ansonsten von meiner Seite eine Leseempfehlung insbesondere für Fans der Insel! Insbesondere das letzte Drittel des Buches für mich eine absolute Wucht! 

4/5 Sterne