Rezension

Geschwollene Sprache, seltsamer Charakter und wenig Spannung

Dunkle Halunken - Terry Pratchett

Dunkle Halunken
von Terry Pratchett

Inhalt 
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Dodger lebt im viktorianischen London. Die unteren Viertel sind überschwemmt von Schmutz, Dreck und Armut. Auch Dodger kämpft täglich um seinen Lebensunterhalt, als Tosher ist er darauf spezialisiert, verlorene Schätze aus der Kanalisation zu fischen. Eines Tages eilt er einer jungen Frau auf der Flucht zur Hilfe. Doch dabei sollte es nicht bleiben, als Retter macht es sich Dodger zur Aufgabe mehr über ihre Peiniger herauszufinden. Etwas unfreiwillig macht sich daraufhin einen Namen - aber auch viele Feinde...

Mein Eindruck
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"Dunkle Halunken" ist in einem historischen Setting angesiedelt und beinhaltet, im Gegensatz zu Pratchetts anderen Werken, keine Spur von Fantasy. Man spürt, dass es ihm ein Anliegen war, dem Leser das London der damaligen Zeit näher zu bringen. Gut funktioniert hat es mit seinen in Worten gezeichneten Bildern. Pratchett kann der kleinsten Magd mit seinen Beschreibungen Leben einhauchen. Dieses London hatte für mich richtig Gestalt angenommen und war eine schöne Bühne für die Geschichte.

Doch leider hat mir der zweite Weg, über die ungewöhnliche Sprache gar nicht gefallen. Sobald einer der Charaktere den Mund aufmacht, war ich im Lesefluss unterbrochen. Beim einen mehr, beim anderen weniger. Natürlich muss man in einem historischen Roman nicht mit Worten wie "cool" und "Wahnsinn" um sich schmeißen. Aber diese komplette Anpassung an die damalige Zeit hat mich mehr an ein Theaterstück, als ein Buch erinnert.

Daran erinnerte mich auch Hauptcharakter Dodger - an einen Schauspieler. Nicht an einen bemitleidenswerten und sympathischen Straßenjungen, den ich zu Beginn erwartet hatte. Sondern an einen durch das harte Überleben skrupellos gewordenen und sehr anpassungsfähigen Gauner. Dodger ist in erster Linie immer auf seinen eigenen Vorteil bedacht und schaffte es nicht Sympathien irgendwelcher Art bei mir zu wecken. Ständig macht er seinem Gegenüber nur etwas vor und ist nur sehr wenigen Menschen gegenüber ehrlich. Selbst bei netten Gesten seiner Mitmenschen ist er meist verschlagen und undankbar. Natürlich kann man in so einer Lage nicht jedem blindlinks vertrauen, doch Dodger ist schon so abgehärtet, dass er schon gar nicht mehr anders auftreten kann.

So gesehen ist Dodger also ein schwieriger Charakter und an sich wäre das in Ordnung, wenn mich wenigstens die eigentliche Handlung hätte begeistern können. Daran hapert es leider gewaltig. Dodger verbringt zwar einzelne "Heldentaten", diese hängen aber mehr mit dem Zufall, als irgendwelchem Talent oder Fähigkeiten zusammen. Die meiste Zeit über gibt es eine Aneinanderreihung von Dialogen in der geschollenen Sprache zu lesen. Statt einer spannenden Verschwörungsgeschichte wird auch noch eine unpassende und unglaubwürdige Liebesgeschichte untergemischt. Die Auflösung zum Ende hat mich dann nur noch den Kopf schütteln lassen.

Fazit
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"Dunkle Halunken" ist leider ein Buch, das mir kaum gefallen hat. Beginnend bei der hölzernen und geschwollenen Sprache, über den schwierigen Charakter Dodger, bis zu einer Handlung ohne große Spannungsmomente. Gut gefallen hat dagegen mir das von London gezeichnete Bild und die Einblicke in das Leben der damaligen Bevölkerung. Doch was nützt eine tolle Kulisse, wenn der Hauptakt auf der Strecke bleibt? Für mich deshalb ein eher enttäuschendes Buch, das ich nur eingefleischten Fans oder Liebhabern von authentischen Sprachkulissen empfehlen kann.