Rezension

Großartig. Bewegend. Bereichernd.

Der Trick - Emanuel Bergmann

Der Trick
von Emanuel Bergmann

Bewertet mit 5 Sternen

Eine tolle Geschichte, großartig erzählt und congenial vorgelesen.

Klappentext: „Einst war er der "Große Zabbatini", der 1939 in Berlin als Bühnenzauberer Erfolge feierte, heute ist er ein mürrischer alter Mann in Los Angeles, der den Glauben an die Magie des Lebens verloren hat. Bis ihn ein kleiner Junge aufsucht, der mit Zauberei die Scheidung seiner Eltern verhindern will.
Ein bewegender und aberwitziger Roman über verlorene und wiedergewonnene Illusionen.“

Eine tolle Geschichte, großartig erzählt und congenial vorgelesen.

Die Handlung läuft auf zwei Ebenen: Los Angeles in der heutigen Zeit, in 2007. Da gibt es zehnjährigen Max, der sich mit der angehenden Scheidung seiner Eltern nicht abfinden will und sucht den Großen Zabbatini auf, den Zauberer, der den magischen Spruch kennt, der die ewige Liebe heraufbeschwören kann. So will Max die Lage im Elternhaus kitten. Und der anderer Strang, mit dem das Buch anfängt, erzählt die Geschichte von Mosche Goldenhirsch aus Prag: Wie es dazu kommt, dass er während des ersten Weltkrieges geboren wird, trotzdem, dass sein Vater an der Front kämpft, wie er aufwächst und warum er das Elternhaus verlässt, was aus ihm dann am Ende wird. Die zwei Stränge „treffen sich“ zum Schluss. Und es wird klar, warum das Buch „Der Trick“ heißt, wobei da eine bestimmte Doppeldeutigkeit in der Luft hängt. Ich sage nur so viel: Max und seine Familie sind direkt betroffen.

Die Figuren sind einfach großartig. Wie aus dem wahren Leben. Der alte Zabattini ist zwar ein heruntergekommener einsamer Alter, den nichts mehr am Leben hält. Er legt keinen Wert darauf als Sympathieträger zu gelten: seine Gedanken sind manchmal unflätig, manchmal legt er derben Humor an den Tag, es tut aber dem Genuss insg. keinen Abbruch. Es gehört zu ihm einfach dazu, sonst wäre er nur halb so spektakulär. Zabattinis Geschichte ist so gekonnt erzählt, dass ich es nicht anders konnte und schlicht mitfiebern musste. Ich musste auch oft auflachen und war sonst oft am Schmunzeln, wenn er auftrat. Dieser Akzent, der Tonfall! Hervorragend vorgetragen von Stefan Kaminski, seine Leistung ist eine enorme Bereicherung. Ich konnte beim Hören den Alten förmlich vor mir sehen und seine Präsenz spüren. Wie auch die Anwesenheit der anderen Figuren. Der Max und der junge Mosche Goldenhirsch hörten sich wie die Jungs in dem beschriebenen Alter an, oder der Halbmondmann später, der versoffene Zirkusinhaber, da hörte man gleich, was er für einer war. Auch Frauenrollen gelangen Stefan Kaminski sehr gut, insb. der Berlinerdialekt bei Mosches großer Liebe, oder auch die Oma von Max. Herrlich. Ich habe mich mehrmals beglückwünscht, dass ich die Hörbuchvariante gewählt habe.

Ja, es ist ein warmherziger und bewegender Roman, der u.a. die Zeit um 1939 in Berlin, die Verfolgung der Juden, und später deren Vernichtung in KZs in 1943 in Ausschwitz aufleben lässt. Da gibt es paar Szenen, die einen schon Atem anhalten lassen. Die Fragen, die von nichts ahnenden amerikanischen Kindern in 2007, die nicht wissen, was ein KZ ist und warum man Juden vernichten wollte, gestellt werden, denn die Geschichte wird auch zum Teil dem Max und seinen Schulkameraden erzählt, sind schon sehr treffend.

Zuvor gab es auch viel aus dem Zirkusleben. Die Macht der Magie und der Liebe ist allgegenwärtig. Es gibt Sätze, die einem einfach gerade ins Herz gehen. Und auch die, die den Verlust der Illusionen gerade bei Illusionisten so wunderbar beschreiben.

Es wird auch reichlich nicht nur über die Liebe, sonder auch über Partnerschaft, Familie, Kindererziehung nachgedacht, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart, und durch die tollen Szenen und Dialoge veranschaulicht.

Mit den Worten: „Der Große Zabbatini hatte ihm alle Schönheit dieser Welt geschenkt. Das war kein Trick, so viel wusste Max jetzt. Es war ein Wunder“, endet der Roman und lässt einen sehr bewegt und um viele schöne (Hör-)Erfahrungen bereichert zurück.

Fazit: ein toller, kluger, humorvoller Roman, optimistisch und lebenbejahend, der zum Nachdenken über viele aktuelle Themen anregt. Inhalt und Form stimmen wunderbar überein. Großartig erzählt und congenial vorgelesen. Die wohl verdiente Punktezahl mit 5 besonders hell leuchtenden Sternen und eine klare Empfehlung. Unbedingt lesen. Am besten hören.

Hörbuch, Ungekürzte Ausgabe, Spieldauer 9 Stunden und 42 Minuten, gelesen von Stefan Kaminski.