Rezension

gut

Tochter einer leuchtenden Stadt -

Tochter einer leuchtenden Stadt
von Defne Suman

Fast ein orientalisches Märchen

Smyrna, eine der uralten Städte, wo sich Morgenland und Abendland trafen, wo die Straßen nach Nachtigall und Jasmin benannt wurden, wo der Duft von Opium, Haschisch und Rosen sich mit der frischen Brise vom Meer her vermischte. Smyrna war eine wahre kosmopolitische Stadt, in der Nationen und Religionen friedlich zusammen lebten, sich zu ihren jeweiligen Festen gratulierten, voneinander lernten, nicht nur ihre verschiedenen Sprachen.
Gerade deshalb war sie als Pulverfass für die Politik geeignet, für diejenigen, die die Fäden des Weltgeschehens in der Hand hielten und die Lunte in das Herz der Stadt legten. Das bisherige Leben ging 1922 in Flammen auf, Vertreibung, Flucht und Tod im Gefolge. Smyrna wurde zu Izmir, "einfarbig und einsprachig". Jahrhundertelange Völkerverständigung war dahin.

Der Leser begegnet abwechselnd verschiedenen Personen, die die Vielfalt des levantinischen Lebens illustrieren. Ihre Geschichten mäandern durch die Zeit, bis sie im Brand von Smyrna kulminieren, wo alles Geschehen zusammenfindet und die Erzählkunst der Autorin ihren Höhepunkt erreicht.
So stellt man sich die Sprache der Scheherazade vor, orientalisch opulent, ein überquellender Schatz an Wörtern, mit vielen Einzelheiten und Nebensächlichem in schimmernder, schillerner Sprache ausgeschmückt, die die Atmosphäre verdeutlichen, leider allerdings den Lesefluss hemmen und viel von der Spannung wegnehmen.
Allein schon des historischen Geschehens wegen, sollte man dieses Buch mit seinem wunderschönen Einband lesen.