Rezension

Gute Fortsetzung, aber das Überraschende ist weg

QualityLand 2.0
von Marc-Uwe Kling

Bewertet mit 4 Sternen

Marc-Uwe Kling liefert mit Qualityland 2.0 eine solide Fortsetzung des ersten Bandes. Da viele neue Ideen des ersten Bands, wie die Nachnamen = Beruf des Vaters / der Mutter, Soziallevel, die Möglichkeiten erschließen oder verwehren, ausliefernde Drohnen, biometrisches Kussprofil, weit entwickelte KI in Maschinen jetzt schon nichts neues mehr sind, bleibt mehr Zeit für die Entwicklung der Geschichte. Diese wird dann, wie im ersten Band, immer wieder durch Social Media Beiträge unterbrochen, die in der Regel ein Kommentar zum letzten Kapitel darstellen (und durch weiße, dünne Schrift auf schwarzem Grund nur bei guten Lichtverhältnissen gut lesbar sind). Nur die E-Poetin, Kalliope 7.3, erhält durch ChatGPT ganz neue Aktualität.

Die Story umfasst zwei Handlungsstränge - da ist einmal Kiki Unbekannt, die durch alle Raster fällt (da in allen Datenbanken unbekannt) und jetzt auf der Suche nach Gründen und ihrer Herkunft ist. Dabei erhält sie, wie gehabt, Unterstützung von dem Alten (ebenfalls ein "Unbekannt") und holt sich auch Unterstützung von Peter Arbeitsloser, der auch hier wieder der Hauptakteur zwischen allen Fronten ist.

Und dann ist da Martyn Aufsichtsrat-Stiftungspräsident-Berater-im-Präsidialamt-Vorstand, der zum Ende des ersten Bands ein erfolgreiches Attentat auf John-of-Us, den zum Präsidenten gewählten Androiden, verübte. Und nun kein Glück mehr hat - die Frage ist nur noch, wie weit kann man fallen und warum sind auf jeder bestellten Pizza Sardinen, obwohl Martyn die so gar nicht mag?

Was die Grundfrage des zweiten Bands deutlich macht - ist John-of-Us wirklich ausgelöscht? Oder konnte er sich ins Netz hochladen und zieht im Hintergrund noch Fäden? Natürlich gibt es hier die Gläubigen und die Ungläubigen.

Ich denke, ein(e) Roman(reihe), der/die immer mehr Bezüge zum jetzt schon vorhandenen, technisierten Leben erhält. Und so bleibt einem das Lachen dann auch häufiger im Halse stecken. Insbesondere in der Szene, in der Konflikte dann nur noch zwischen KIs, aber ohne Beteiligung von Menschen ausgetragen werden. Die Welt, ein großes Computerspiel?

Wer hier auf Unterhaltung wie bei den Känguru-Chroniken setzt, wird wenig fündig werden. Was ich, die ich mit den Känguru-Chroniken nicht ganz so viel anfangen konnte, aber wieder gut finde.

Leseempfehlung für Dystopie-Fans, bei denen es auch mal lustig werden darf. Und ich bin gespannt, wann es einen dritten Teil geben wird.